50 Jahre Aachener Rittertum

Eine Auswahl bisheriger Ritter: Konrad Adenauer, Johannes Rau, Norbert Blüm, Helmut Schmidt, Heiner Geißler, Ephraim Kishon (umstritten, weil Berufshumorist), Wilfried Gredler (Ösi-Botschafter, unumstritten trotz FPÖ-Parteibuch), Jack Lang, Ruud Lubbers, August Everding, Hans Sachs (später „Was bin ich?“). Von den deutschen Politikern gehörten 20 dem konservativen Lager an, 5 der SPD. Eine mutige Quote, bedenkt man die vermutlichen politischen Präferenzen des Saalpublikums.

1989 sollte Franz Josef Strauß gerittert werden: Er starb kurz vorher. 1991 fiel die Verleihung aus (Golfkrieg). Dieses Jahr wäre sie ausgefallen, wenn man sich, was angedacht war, im Sommer für Helmut Kohl statt Stoiber entschieden hätte.

Stolze 3 der 50 Geehrten waren Ritterinnen. 1988 wurde die erste gekürt, CDU-Beraterin Gertrud Höhler, weil sie „witzig und ansehnlich“ sei. Renate Schmidt (SPD) war 1994 dran; sie musste sich anhören, man solle sie sich „mal zur Brust nehmen“, denn ihre Erscheinung sei „kolossal“ und sie gäbe „eine gute Wärmflasche ab für Constantin Freiherr von Heereman“. Ex-Bauernpräsident Heereman, Ritter 1976, kommt jedes Jahr, um sich als lustiger Alkoholiker feiern zu lassen. Er war einmal sturztrunken fast von der Bühne gefallen.

Fernsehübertragung: seit 1960. Regelmäßig mit 8 bis 10 Millionen Zuschauern. Die Übertragung hat bei Karnevalshassern Kultstatus: Man trifft sich mit Pappnase vor der Glotze, um die Bemühungen tiefernster Ernstlosigkeit ernsthaft zu feiern.

Würdigung: „Es kommt den Aachener Humoristen sowieso nur darauf an, jedes Jahr wieder auf der Schleimspur eines irgendwie Bedeutenden zu schliddern, hinter dem sie dann lustig in die Kamera winken dürfen.“ (Süddeutsche Zeitung, Stoiber-Kür, 1999).