Das Imperium schlägt zurück – mit Erfolg

Nach dem Sieg von Bush junior bei der Vorwahl in South Carolina hat das republikanische Establishment wieder alles im Griff – zumindest bis zur nächsten Vorwahl am Dienstag in Michigan ■ Aus Washington Peter Tautfest

Senator John McCain hat bei den republikanischen Vorwahlen in South Carolina fast so haushoch verloren, wie er in New Hampshire gewonnen hatte. Bei einer Rekordwahlbeteiligung heimste Bush 53 Prozent der Stimmen ein, McCain erhielt nur 42. Bush gewann in allen Altersgruppen sowie unter Männern und Frauen gleichermaßen. McCain konnte als Vietnamkriegsveteran seinen Vorteil unter den vielen Soldaten, die in South Carolina leben, nicht ausnutzen – er erzielte unter ihnen nur einen Prozentpunkt Vorsprung.

Besonders enttäuschend muss für McCain sein, dass nicht er, sondern Bush von vielen Wählern als der Reformkandidat angesehen wurde. Bush war nach der Niederlage in New Hampshire mit einer neuen Botschaft angetreten und hatte sich selbst als „Reformer mit Ergebnissen“ dargestellt und McCain erfolgreich den Wind aus den Segeln genommen.

McCain, der in New Hampshire noch eine Mehrheit der republikanischen Wähler auf sich gezogen hatte, war in South Carolina weitgehend auf die Stimmen der Parteilosen und Demokraten angewiesen, die in den offenen Vorwahlen in South Carolina mitstimmen können. McCains starken Anklang bei dieser Wählergruppe hatte Bush zu nutzen verstanden und McCain als verkappten Demokraten dargestellt. So kam es, dass Bush, der eigentlich als gemäßigter Republikaner mit überparteilichem Anspruch angetreten war, den konservativen Senator aus Arizona in die „Linke Ecke“ drängte und sich selbst als Kandidaten der christlichen Rechten darzustellen verstand. Bush präsentierte sich als Mann, der Abtreibungen bannen und Steuern senken werde – ein Versprechen, das in einer der Hochburgen der christlichen Rechten besser ankam, als McCains Feldzug gegen den korrumpierenden Einfluss des Geldes in Washington.

McCain, der durch seinen unerwarteten Vorwahlsieg über den Kronprinzen Bush in New Hampshire zum Liebling der liberalen Medien und zum Hoffnungsträger all jener geworden war, die das Interesse am politischen Prozess bereits verloren hatten, schien vergessen zu haben, dass es in South Carolina nicht um eine nationale Vorwahl zwischen Reform und Establishment, sondern um eine republikanische Vorwahl ging, bei der es darauf ankommt, die Stammwählerschaft zu mobilisieren. Das gelang Bush – zu einem hohen Preis. Er hat sich dabei so weit nach rechts bewegt, dass er Wähler in Staaten wie Michigan, die sich nicht, wie ein Drittel der Wähler in South Carolina, selbst als „sehr konservativ“ einstufen, abstoßen könnte. Während der republikanische Vorwahlkampf bisher sehr zivil ausgetragen worden war, änderte sich in South Carolina der Ton. Bush warf McCain Heuchelei vor, weil er zwar gegen den korrumpierenden Einfluss von Wahlkampfspenden zu Felde ziehe, selbst aber Geld von Interessengruppen aus der Kommunikationsbranche entgegen nehme, deren Belange vor dem von ihm geführten Senatsausschuss zur Verhandlung anstünden.

McCain hatte zurückgeschossen, dass die USA nicht noch einen unglaubwürdigen Politiker im Weißen Haus bräuchten. Bush konterte, McCain habe ihn mit Clinton verglichen und sei damit seinem Grundsatz, nur einen „positiven Wahlkampf“ zu führen, untreu geworden. In einer Rede vor Anhängern versprach McCain dagegen: „Nie wird mein Ehrgeiz derart mit mir durchgehen, dass ich Prinzipen über Bord werfe.“

Durch die Niederlage McCains könnte der Stern Bill Bradleys wieder steigen, der bei den Demokraten im Kampf gegen Al Gore die Rolle des Reformers übernommen hatte. Etliche Demokraten waren zu McCain übergelaufen, die jetzt zu Bradley zurückkehren könnten. In South Carolina hatten 20 Wahllokale in vorwiegend schwarzen Bezirken, in denen traditionell demokratisch gewählt wird, nicht geöffnet. Sie waren von den Republikanern wegrationalisiert worden.