Sieg für Blairs Favoriten

Frank Dobson wird für Labour bei den Londoner Bürgermeisterwahlen antreten

Dublin (taz) – Tony Blair kann aufatmen: Frank Dobson, der Wunschkandidat des britischen Premierministers, wird im Mai für die Labour Party bei der Wahl des Londoner Bürgermeisters antreten. Bei der parteiinternen Wahl besiegte er seinen Rivalen Ken Livingstone, den „roten Ken“, der in den vergangenen Monaten von Blair heftig attackiert worden war.

Das Ergebnis, das gestern Nachmittag bekannt gegeben wurde, war äußerst knapp: Dobson, der im Herbst als Gesundheitsminister zurückgetreten war, um sich auf Blairs Wunsch für das Bürgermeisteramt zu bewerben, kam auf 51,53 Prozent der Stimmen, Livingstone erhielt 48,47 Prozent. Die Schauspielerin Glenda Jackson, die sich ebenfalls um die Kandidatur beworben hatte, schied nach der ersten Zählung abgeschlagen aus, ihre Stimmen wurden neu verteilt.

Wahlberechtigt waren sowohl die 49.000 Londoner Labour-Mitglieder als auch die Gewerkschaften sowie die Londoner Abgeordneten und Europa-Abgeordneten. Während die meisten Gewerkschaften ihre Mitglieder befragten, die sich mit deutlicher Mehrheit für Livingstone aussprachen, entschied der Vorstand der Elektrikergewerkschaft vorige Woche, für Dobson zu stimmen, ohne die Mitglieder zu Rate zu ziehen. Darüber hinaus war eine andere Gewerkschaftssektion von der Wahl ausgeschlossen worden, weil sie angeblich mit den Beitragszahlungen im Rückstand war.

Livinstone, der Chef des Rates von Groß-London gewesen war, bis Margaret Thatcher das Gremium Anfang der Achtzigerjahre auflöste, sprach gestern daher von Wahlbetrug. Durch die Manipulationen seien ihm acht Prozent der Stimmen gestohlen worden. Außerdem hatte die frühere Europa-Abgeordnete Pauline Green für Dobson gestimmt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt bereits zurückgetreten und nicht wahlberechtigt war. Livingstone legte bei dem Unternehmen, das die Wahl durchgeführt hatte, Protest ein.

Er riet Dobson gestern, auf seine Kandidatur zu verzichten. „Angesichts des mit einem Makel behafteten Ergebnisses wird es ihm schwerfallen, den Tory-Kandidaten Steven Norris zu besiegen“, sagte Livingstone. Er verlangte von Dobson, seine Position „in den nächsten Tagen zu überdenken“. Andernfalls, so deutete Livingstone an, werde er das Wahlergebnis möglicherwiese vor dem Parteivorstand oder gar vor Gericht anfechten. Ralf Sotscheck