Streit um Brennstäbe

Umweltminister wusste nichts von falschen Papieren im AKW Unterweser

Hannover (taz) – Der Einsatz von britischen Brennelementen mit offenbar gefälschten Papieren im Atomkraftwerk Unterweser hat gestern zu einem Schlagabtausch zwischen dem niedersächsischen Umweltminister Wolfgang Jüttner und der PreussenElektra geführt. Der Minister warf zunächst der Betreibergesellschaft des AKWs vor, seine Atomaufsicht nicht über die vier Brennelemente mit gefälschten Unterlagen informiert zu haben, die seit 1996 in dem AKW bei Esenshamm im Einsatz sind. Noch bis vergangenen Freitag habe die PreussenElektra dem Umweltministerium in Hannover gegenüber bestritten, dass in dem Werk an der Unterweser Brennstäbe mit einer gefälschten Dokumentation im Einsatz seien, sagte der „empörte“ und „fassungslose“ Minister.

Dem widersprach allerdings die PreussenElektra. Nach Bekanntwerden der Fälschung von Sicherheitsdokumenten sei man dem Vorgang sofort nachgegangen und habe seitdem auch „das niedersächsische Ministerium für Umwelt umfassend informiert“, teilte das Unternehmen postwendend mit. In den Augen der Betreiberfirma sind die Brennstäbe keineswegs problematisch, da es keine Mängel bei der Qualitätskontrolle, sondern nur bei der Dokumentation der Prüfungen gebe.

Ein Gespräch von Vertretern der PreussenElektra mit der Atomaufsicht im Hause Jüttner brachte auch keine Klärung. Bei den vier Brennstäben seien die gleichen Fälschungen von Qualitätskontrollen, die man in Japan festgestellt habe, auszuschließen, sagte Jüttner gestern Abend. Die immer bis auf Haar gleich gefälschten Messprotokolle hätten die vier Brennelemente im AKW Unterweser nicht, sagte Jüttner. Allerdings könnten angesichts der Zustände bei der Brennelementfertigung weder er noch die PreussenElektra ausschließen, dass die Dokumentationen darüber in anderen Punkten fehlerhaft seien. Jüttner dementierte erneut, dass sein Haus den Einsatz von problematischen Brennstäben geduldet habe. Nach dem Gespräch seien mehr Fragen offen als zuvor, sagte der Minister.

Jürgen Voges