American Pie
: Hilfe für die Clippers

Kareem Abdul-Jabbar ist endlich Trainer

Drove my Chevy to the levy but the levy was dry

Wenn die Basketballer der Los Angeles Clippers künftig fluchtartig ihre Kabine verlassen, dann liegt das sehr wahrscheinlich daran, dass sich der neue Assistenztrainer einen Joint angezündet hat. Mit Beginn dieser Saison hat die NBA Marihuana auf die Liste der verbotenen Mittel gesetzt, das aber gilt nicht für Kareem Abdul-Jabbar. Der 52-Jährige hat seit langem eine Genehmigung vom Staate Kalifornien, Cannabis aus medizinischen Gründen zur Bekämpfung seiner Migräne verwenden zu dürfen, worüber sich Ex-Teamkollege Magic Johnson mal in einer Talkshow lustig machte. Kareem war nicht amüsiert. „Von einem Mitspieler hätte ich Verständnis erwartet und nicht, dass er sich auf meine Kosten einen Lacher holt“, schreibt er in „A Season On The Reservation“, einem jüngst erschienenen Buch über seine Erfahrungen als Trainer einer High-School-Basketball-Mannschaft in einem Apachen-Reservat in Arizona.

Abgesehen von der Gefahr, wegen unfreiwilligen passiven Marihuana-Genusses in Schwierigkeiten zu geraten, erhoffen sich die Spieler der notorisch erfolglosen Clippers nur Gutes vom neuen Co-Coach Kareem. Das Team aus Los Angeles ist, wie meist, das schlechteste der Liga, von den letzten 23 Spielen wurden 22 verloren. Das hat sich auch nach Ankunft von Abdul-Jabbar, der mit 38.387 Zählern den NBA-Punkte-Rekord hält, nicht geändert. Zunächst gab es ein unglückliches 72:74 bei den Chicago Bulls, am Montag war Vizemeister New York Knicks beim 76:87 noch eine Nummer zu groß.

Das reichlich verspottete Team aus Los Angeles scheint jedoch wild entschlossen, endlich seiner Dauermisere zu entkommen, und hat sich dafür die geballte Fachkompetenz einiger ehemaliger Superstars gesichert. Vizepräsident ist Elgin Baylor, einst bei den Los Angeles Lakers, und als Assistent des neuen Cheftrainers Jim Todd, der für den Anfang Februar gefeuerten Chris Ford kam, wurde neben Kareem auch Dennis Johnson berufen, früher mit den Boston Celtics erbitterte Rivale von Kareems und Magics Lakers.

Nach Beendigung seiner Karriere hatte sich Abdul-Jabbar einige Jahre völlig vom Basketball zurückgezogen, was später den ersehnten Einstieg als Trainer lange behinderte. „Wenn man von außen kommt, ist es sehr schwierig, in den Zirkel hineinzukommen“, beklagte er sich letztes Jahr in einem taz-Interview, hatte aber die Hoffnung keineswegs aufgegeben. Jetzt wurde er erhört und soll vor allem dem stagnierenden Center Michael Olowokandi (23), neben Supertalent Lamar Odom (20) die größe Zukunftshypothek der Clippers, endlich effektives Spiel beibringen.

„Das ist die ideale Situation für mich, sie brauchen Hilfe“, beurteilt Kareem sein Engagement bei den Clippers und ist sicher, dass er tatsächlich helfen kann. „Ich habe Kenntnisse, die heute nicht mehr über die Generationen weitergegeben werden“, vor allem in den High Schools gingen eine Menge fundamentale Dinge einfach unter. „Du hast Kids, die groß und beweglich sind, aber sie wissen nicht, was sie mit den vier anderen anfangen sollen.“

Bei den Spielern habe er einen Freifahrtschein, denkt Kareem, „sie glauben, dass ich Bescheid weiß“. Was Olowokandi gern bestätigt: „Natürlich stehst du erstmal da und sagst: Wow.“ Einen Freifahrtschein hat der neue Mann auf der Clippers-Bank offenbar auch bei anderen Instanzen – zumindest vorläufig. „Das war Foul, du Dummkopf“, herrschte der als zurückhaltend und wortkarg geltende Abdul-Jabbar in New York einen Schiedsrichter an. Der beließ es dabei, Kareem ob dieses Temperamentsausbruchs ein wenig konsterniert anzuschauen. Matti Lieske