Allys Magersucht und andere reizvolle Bagatellen

Gestern ging Ms. McBeal in die Wiederholung. Doch keine Panik: Wer die erste Folge schon wieder verpasst hat, kann nun all die Gedächnislücken mit zwei Büchern überbrücken

Zu den sonderlichen Eigenarten der Serienfigur Ally McBeal zählt die Fähigkeit, fantastische Dinge wahrzunehmen, die gewöhnlichen Zeitgenossen ein Leben lang verborgen bleiben. In den letzten Episoden der gerade abgelaufenen Staffel (immer dienstags, 22.10 Uhr, Vox), gesellte sich zum tanzenden Baby und zum fabulösen Einhorn der Soulsänger Al Green, dessen Mitwirkung, wie schon das leibhaftige Erscheinen Barry Whites, bei Freunden dieser Musikrichtung großes Entzücken auslöste. Gleichzeitig aber bekam das Geschehen durch Al Greens Beitrag eine spirituelle Note, denn Green ist nicht nur Sänger, sondern auch Prediger.

Derlei Finessen sind für das außeramerikanische Publikum freilich nicht immer auf Anhieb zu erschließen. Darum braucht es gedruckte Handreichungen, die die entsprechenden Informationen zugänglich machen, vom notwendigen Basiswissen bis zur überflüssigen, aber reizvollen Bagatelle.

Ein in diesem Sinne hilfreiches Brevier ist Tim Appelos „Die Welt der zauberhaften Ally McBeal“. Liebevoll gestaltet und ausgestattet mit unzähligen Fotos, eignet es sich hervorragend für einen raschen Überblick über die Inhalte einzelner Episoden. Selbst die mit der jeweiligen Handlung korrespondierenden Songs sind aufgelistet, wenn auch ohne Nennung des Interpreten. Ausführlich widmet sich Appelo sämtlichen wiederkehrenden Rollen und Darstellern. Für zusätzliches Lesevergnügen sorgen die notorischen „McBealismen“ und „Fishismen“, aphoristische Lebenshilfen, von denen leider nur eine kleine Auswahl aufgenommen wurde. „Die Welt der zauberhaften Ally McBeal“ ist die deutsche Übersetzung des offiziellen Buchs zur Serie.

Eine treffliche Ergänzung bietet Louis Chunovics „The Complete Guide to Ally McBeal“, das in keinerlei Zusammenhang mit der Produktion steht und darum distanzierter berichtet, beispielsweise über das Geraune in der „Yellow Press“ über Calista Flockharts angebliche Magersucht. „The Complete Guide“ enthält ebenfalls einen Episodenführer, zudem aber auch tiefer schürfende, teils analytische Kapitel wie „The Ally Factor in US Politics“. Die Illustration beschränkt sich auf einen vierseitigen Fototeil in der Mitte.

Wer sich anlässlich der Wiederaufnahme – seit gestern auf Vox – in Allys wundersames Dasein einfinden möchte oder einen Begleitband zur Serie sucht, ist mit „Die Welt der zauberhaften Ally McBeal“ fraglos gut bedient. Eingefleischte McBealisten, die sich kein Detail und keine Nuance entgehen lassen wollen und die englische Sprache beherrschen, kommen um die Anschaffung von Chunovics „Complete Guide“ nicht herum. Ein Manko ist leider beiden Büchern gemein: Ihnen fehlt das an sich unverzichtbare Namenregister. Harald Keller

Tim Appelo: „Die Welt der zauberhaften Ally McBeal“, Heel Verlag, 208 S., 36 Mark Louis Chunovic: „The Complete Guide to Ally McBeal“, Macmillan, London, 192 S., ca. 30 Mark