Delegierter Abfall

■ Auch das Hamburger Handwerk hat jetzt seine eigene Müllabfuhr

Nach dem Handel hat sich jetzt auch das Handwerk aus der allgemeinen Abfallentsorgung ausgeklinkt, wie sie für Otto Normalverbraucher gilt. Die Umweltbehörde hat einen eigenen Verband zur Abfallbeseitigung genehmigt. Der Entsorgungsverband des Norddeutschen Handwerks (ENH), der gestern in der Handwerkskammer vorgestellt wurde, soll den Betrieben gegen eine einmalige Aufnahmegebühr die Müllprobleme komplett abnehmen.

„Die Regeln sind sehr kompliziert geworden“, referierte Umweltsenator Alexander Porschke (GAL), weshalb große Unternehmen dazu übergegangen seien, spezielle Abfallbeauftragte einzusetzen. Für einen kleinen Handwerksbetrieb kommt das nicht in Frage, weshalb er sich leicht im Vorschriftendschungel zwischen Abfällen zur Beseitigung und solchen zur Verwertung, zwischen Sondermüll und Kompost verheddern kann.

Der ENH übernimmt für seine Mitglieder die Haftung für das vorschriftsmäßige Entsorgen der Abfälle. Er entscheidet, welcher Müll sortiert und welcher direkt in eine der städtischen Verbrennungsanlagen wandern kann. Die Stadtreinigung, so der Deal zwischen Kammer und Umweltbehörde, bleibt weiter im Geschäft, vor allem dort wo viel Personal benötigt wird: beim Leeren der Mülltonnen.

Während die Behörde mit der einen Leitz-Ordner füllenden Vereinbarung sicherstellt, dass die Abfälle nicht auf Billig-Deponien landen, profitieren die Handwerker von niedrigeren Gebühren. „Wir rechnen mit einer Kostenentlas-tung von zehn bis 15 Prozent für hausmüllähnliche Gewerbeabfälle“, sagte der ENH-Vorsitzende Heinz Essel. Großkundenrabatte und eine effizientere Abfuhr sollens möglich machen.

Von den 2400 organisierten Firmen des Handels sind 1000 in den Ende 1998 gegründeten Entsorgungsverband FHE eingetreten. ENH-Mitarbeiter Jochen Stepp eiferte dem nach: „Wir glauben, dass es im Lauf der Zeit zu ähnlichen Quoten kommen wird wie beim FHE.“ Bereits im ersten Jahr will er zehn Prozent der 13.500 Hamburger Handwerksbetriebe für den Verein gewinnen. Gernot Knödler