Schlussvorhang in der Waldau-Krise?

■ Die Waldau-Gesellschafter entscheiden heute, ob sie die Spielstätte für 1,9 Millionen Mark an die Stadt verkaufen/ Zustimmung ungewiss / Behörde erlässt dem Theater weitere 950.000 Mark Schulden

Für 1,9 Millionen Mark will die stadteigene Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) die Spielstätte des Waldau Theaters erwerben. Ein entsprechender Kaufvertrag liegt dem Intendanten und Geschäftsführer des Waldau Theaters Michael Derda nun vor. Heute Abend müssen die beiden Trägervereine des Theaters diesem Kaufvertrag noch zustimmen.

Wie nach Recherchen der taz vor einem Monat bekannt wurde, stand das Waldau Theater kurz vor der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Verbindlichkeiten in Höhe von knapp zwei Millionen Mark, die infolge einer Betriebsuntersuchung des seit Monaten in der Krise steckenden Hauses ans Licht kamen, veranlassten die Kulturbehörde zu einer Rettungsaktion, bei der die Stadt über die BIG die Spielstätte quasi verstaatlichen und so die Schulden des Theaters tilgen will.

Wie Ulrich Nölle, Aufsichtsratsvorsitzender des Trägervereins des Waldau Theaters, auf taz-Anfrage nun bestätigte, liegen die Verbindlichkeiten des Theaters allerdings noch über der Ende Januar kursierenden Summe von zwei Millionen Mark. „Dazu kommt noch ein Darlehen in Höhe von 950.000 Mark“, erklärte Nölle. Das Darlehen wurde dem Theater 1992 vom Kulturressort kurz vor seiner Umwandlung in eine GmbH gewährt, seitdem aber nicht zurückgezahlt. Laut Nölle wird das Kulturressort nicht mehr auf der Rückzahlung des Darlehens bestehen. Durch dieses zusätzliche Millionen-Geschenk wäre das Waldau-Theater nach Unterzeichnung des Kaufvertrages und der Überweisung der 1,9 Millionen Mark durch die BIG schuldenfrei. Weiterer angenehmer Effekt dieses Deals für das Theater: Da die BIG den Kaufpreis der Spielstätte über Mieteinahmen gegenfinanzieren will, fallen die Zahlungen des zukünftigen Mieters Waldau Theater GmbH an die BIG niedriger aus, als wenn die BIG über einen höheren Kaufpreis auch noch das Darlehen des Kulturressorts hätte begleichen müssen.

Dennoch ist alles andere als sicher, dass die beiden Gesellschafter des Theaters der Vertragsunter-zeichnung zustimmen werden. Denn wie aus informierten Kreisen verlautete, garantiert der Vertrag der Waldau GmbH die Bespielung des Theaters nur bis zum Ende der Spielzeit 2000/2001. Das heißt: Es wäre denkbar, dass danach ein anderer Mieter als die Waldau Theater GmbH dafür sorgt, dem Publikum in Walle ein Programm mit niederdeutschen und Boulevard-Theater-Profil zu bieten.

Möglicher Hintergrund dieser Spekulation: Dem Geschäftsführer-Duo Michael Derda / Helmut Zorn werden schwere Fehler bei der Führung des Theaters vorgeworfen. In der Kulturdeputation, so ist zu hören, sei man angesichts der Schlampereien, die die Betriebsuntersuchung zu Tage gefördert habe, schlicht entsetzt gewesen. Durch die Begrenzung der Spielzeit gäbe es am Ende der Spielzeit 2000/2001 theoretisch die Möglichkeit, zumindest das für das vergangene Missmanagement formal verantwortliche Geschäftsführer-Duo auszubooten.

Doch nicht nur mit Blick auf die Laufzeit will Derda seinen Gesellschaftern heute davon abraten, dem Vertrag zuzustimmen. „Der Kaufpreis von 1,9 Millionen Mark ist zu niedrig, um eine schuldenfreie Bespielung für die Zukunft zu garantieren“, erklärte Derda der taz. Die sei erst möglich, wenn das Theater über einen finanziellen Puffer für die nächsten zwei Jahre verfüge. Dem Vernehmen nach geht es dabei um eine sechsstellige Summe.

Franco Zotta