Lebende Stichwortzettel

■ Pillepalle-Fernsehduell zwischen Heide Simonis und Volker Rühe auf N3

Dieser Wahlkampf ist von Anfang an verkorkst gewesen. Dauernd die Spendengeschichte, und jetzt auch noch Fußball. Da haben die PR-Fachleute dem CDU-Spitzenkandidaten Volker Rühe fleißig Stichworte geschrieben, die er auch fehlerfrei aufsagen kann. Da hat Rühe sich artig gemerkt, dass in Schleswig-Holstein auf 10.000 Leute 56 Verwaltungsbeamte kommen, „20 mehr als in Bayern“, alles für die 45 Minuten Sendezeit. Das Fernsehduell auf N3 am Mittwoch Abend mit Ministerpräsidentin Heide Simonis sollte es für den CDU-Vormann noch einmal bringen, aber nebenan in der ARD spielt dummerweise Holland gegen Deutschland – da ist Fernsehwahlkampf nur etwas für die Hartgesottenen: 200.000 taten sich das an.

Der NDR sendet trotzdem Erfolgsmeldungen in die Welt. Einen „harten Schlagabtausch“ hätten sich die beiden geliefert, teilweise „polemisch im Ton“. Vollkommener Humbug. Da stehen zwei, die das, was ihnen in ihre allabendlichen Wahlkampfreden in Rendsburg, Husum oder Elmshorn geschrieben wurde, auch im Fernsehen abrufen. Mit dem Gag, dass die Grünen aus Bedenken gegen die Fehmarnbelt-Querung „demnächst wohl ein Nachtflugverbot für Zugvögel verlangen“, zieht Rühe schon seit dem Wahlkampfauftakt über Land. Wie immer schüttelt er bekümmert den Kopf darüber, dass „er nie gedacht hätte, wie dramatisch die Situation bei der Bildung im Land ist“.

Simonis holt dagegen das gute Abschneiden schleswig-holsteinischer SchülerInnen in einem Stern-Test aus der Kiste, die die Werbe-Abteilung ihr vollgepackt hat. Alles vom vielen Benutzen schon ganz abgegriffen speckig.

NDR-Chefredakteur Volker Herres versucht dazwischen sein Bestes. „Können Sie nicht richtig mit Geld umgehen, Frau Simonis?“ „Haben wir zu viel Verkehr im Land?“ Auch sein Bemühen, „heute mal über Landespolitik zu sprechen“, ist zumindest ehrenwert. Aber alles nur Anlässe für die beiden Polit-Profis, ihr Pensum abzuspulen. „Und warum haben wir keine Technische Universität im Land?“ Tja, warum nur. Die Frage muss erlaubt sein. Gähn.

Den Satz des Abends spricht Simonis und wird damit Punktsiegerin: „So ist das doch nur pillepalle.“ Holland-Deutschland hätte sich mehr gelohnt. Peter Ahrens