Kirche auf dem Rückzug

Die Evangelische Journalistenschule soll künftig als Medienakademie Geld scheffeln

Die Nachricht kam am gleichen Tag wie der Geburtstagsgruß zum Sechzigsten: „Zum Jahresende 2000 wird das Ausbildungsprogramm [...] in seiner bisherigen Form beendet“, beschied diesen Montag das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), Träger der Evangelischen Journalistenschule Berlin, deren Leiterin Imme de Haen. Als Grund für die Schließung der Schule nach nur sechs äußerst erfolgreichen Jahren, gab GEP-Geschäftsführer Hans Norbert Janowski „Finanzierungsprobleme“ an: 250.000 Mark aus dem kirchlichen Medienfond sollen wegfallen. Auch das Bundespresseamt, das die Schule bislang unterstützte, will sparen. Von einer „Schließung“ der Schule, so Janowski, könne aber keine Rede sein. Berufsbegleitend und gebührenpflichtig sollen sich neue Studienangebote an ganz andere, lukrativere Zielgruppen richten.

Die Schüler protestierten heftig: Der Anspruch, kritische Journalisten mit besonderem ethischen Augenmerk auszubilden, sei so nicht zu erfüllen. Zudem sei die evangelische Kirche andernorts durchaus spendabler: Für Bau und Betrieb ihres Expo-Pavillons berappt sie 18,75 Millionen Mark.

Auch die prominenten Mentoren, die den Journalisten-Nachwuchs bisher ehrenamtlich unterstützten, nannten am Rande des „Medienempfangs“ der evangelischen Kirche am Donnerstag die geplante „Umwidmung“ der Schule „einen gigantischen Schildbürgerstreich“. Aushängeschild Herbert Riehl-Heyse von der Süddeutschen Zeitung fühlte sich „auf den Arm genommen“, Joachim Jauer (ZDF) stellte fest: „Die Kirche verabschiedet sich hier von der Idee, sich in die Gesellschaft einzumischen.“

Zwar sprach sich beim Empfang der evangelische Bischof Wolfgang Huber für deutliche Präsenz in der Medien-Ausbildung aus, verlor aber kein Wort zur Situation der Schule. Schließlich wollte man sich die schöne Atmosphäre nicht verderben lassen. Und als die Schüler ihre Erklärung verlesen wollten, war der Strom längst abgestellt. JRZ