KFOR beendet Großrazzia in Mitrovica

■ Der Nato-Rat will heute über eine Aufstockung der KFOR-Truppen im Kosovo beraten. Generalsekretär Robertson warnt alle nationalistischen Provokateure. Serbiens demokratische Opposition übr Kritik an Razzien

Kosovska Mitrovica (dpa/AP/taz) – In der geteilten Unruhestadt Kosovska Mitrovica hat die internationale Friedenstruppe KFOR gestern eine Großrazzia beendet. Zugleich wurde die Zahl der KFOR-Soldaten, die in der vergangenen Woche wegen der Zusammenstöße zwischen Serben und Albanern erhöht worden war, wieder reduziert. Am Donnerstag waren noch 1.900 internationale Friedenssoldaten in Mitrovica eingesetzt im Vergleich zu 2.300 in der Vorwoche. Bei der von amerikanischen und französischen Soldaten geleiteten Durchsuchung der Wohnungen nach Waffen waren nach KFOR-Angaben am Vortag zwei Kosovo-Serben festgenommen sowie Waffen und Munition sichergestellt worden.

Trotz der Beendigung der Aktion forderte Nato-General Wesley Clark weitere 2.000 Soldaten an. Die Truppen sollen von Nato-Staaten, darunter Deutschland, gestellt werden. Mit der Stationierung soll nach Nato-Angaben signalisiert werden, dass die Sicherheit in Mitrovica nicht nur eine französische, sondern eine multilaterale Aufgabe ist. Derzeit sind 30.000 Soldaten der Nato und 7.000 Soldaten anderer Staaten in der Provinz stationiert. US-Verteidigungsminister William Cohen stellte die Entsendung von Eliteeinheiten in Aussicht. Zugleich gab er dem jugoslawischen Präsidenten Milošević die Schuld an den Unruhen im Nordkosovo. Der Nato-Rat wird heute in Brüssel über die Forderung Clarks beraten.

Nato-Generalsekretär George Robertson hatte zuvor noch erklärt, dass die Allianz derzeit „ausreichend Truppen“ im Kosovo stationiert habe. Zugleich warnte er in Athen mögliche Provokateure vor neuen Aktionen: „Wir werden nicht nachgeben. Wir sind entschlossen, wir sind hart, wir sind aber fair“, sagte Robertson. Um die angespannte Lage zu beruhigen, wollten nach Angaben des Vorsitzenden des serbischen Nationalrats in Mitrovica, Oliver Ivanović, noch gestern Vertreter der Serben aus der Stadt mit dem Chef der UN-Mission im Kosovo, Bernard Kouchner, und dem KFOR-Oberbefehlshaber Klaus Reinhardt in Priština zusammenkommen.

Kritik am Verhalten der KFOR kam von der demokratischen Opposition in Serbien. Sie warf den internationalen Missionen im Kosovo vor, sich bisher nur für die Rechte der Albaner eingesetzt zu haben. In einem in Belgrad veröffentlichten Brief an Kouchner und Reinhardt heißt es, nur unter Beteiligung der Serben werde es ein multiethnisches und demokratisches Kosovo geben.

Die Opposition fordert die strikte Umsetzung der UN-Resolution im Kosovo, einen Stopp der ethnischen Säuberung und die Rückkehr aller Vertriebenen und Flüchtlinge. In vielen Städten gibt es fast keine Serben mehr. Der Brief wurde von allen führenden oppositionellen Parteien und Allianzen sowie von Vertretern der Kosovo-Serben unterzeichnet. gb