Wiedersehen mit der Banane

■ Einst provozierte er einen taz-Streik, heute stellte er im Art Store aus: Der Berliner Maler Monke Herbert Rauer

Vor ziemlich genau zwölf Jahren, am 10. März 1988, legte ein Großteil der Frauen in der Berliner Redaktion dieser Zeitung die Arbeit nieder, um gegen „zunehmend sexistische Beiträge“ in der taz zu protestieren. Anlass zu dieser Reaktion war eine tags zuvor erschienene Seite zum Internationalen Frauentag im Berliner Lokalteil der taz.

Während am Frauentag die Frauenredaktion auf die Frauendemo ging, entwarf der Redakteur Helmut Höge gemeinsam mit Wiglaf Droste, Sabine Vogel und Gabriele Riedle eine Seite, die eine hitzige Diskussion darüber entfachen sollte, was in der taz geht, gehen sollte und was nicht. Innerhalb der sich an den Streik anschließenden Diskussionen erklärte Wiglaf Droste später in einem taz-Artikel, bei dieser Seite habe es sich um eine „eher überflüssige, mit gespielter Naivität das Reizthema Pornographie verhandelnde“ gehandelt. Der Großteil der Berliner taz-Frauen sah das allerdings anders und empfand die im Grunde ziemlich alberne taz-Seite als „diffamierend, entwürdigend und verletzend“. Auf ihr war unter anderem eine durchaus schülerzeitungshafte Interpretation des indizierten Ärzte-Songs „Claudia hat einen Schäferhund“ zu lesen gewesen, samt doofer Wortspielereien wie „Pädo-gogen“ oder „Mitklitversammlung“.

Als „Krönung“ bezeichneten sie das ebenfalls auf dieser Seite gezeigte Ölgemälde des damals 23-jährigen Künstlers Monke Herbert Rauer, der damals in der Berliner Galerie Endart ausstellte. Die Zeichnung zeigt, durchaus mit gynäkologischer Sorgfalt, wie sich eine Frau einer Chiquita-Banane zur Selbstbefriedigung bedient. Und das ging gar nicht, nicht in der taz. Fanden zumindest die einen, und planten, die Galerie zu stürmen. Die anderen fanden es prima, notwendig und wollten mehr davon. Monke Rauer jedenfalls kann schon nachvollziehen, dass es wegen seines Bildes damals so ein Gezeter gab.

Heute Abend eröffnet im Art Store in St. Pauli eine Ausstellung von ihm, hauptsächlich mit Tuschzeichnungen auf Stromlaufpapier. Das ist transparentes Papier, auf dem normalerweise EKG-Verläufe abgebildet werden. Auch auf diesen Zeichnungen lassen sich Körper erkennen, die inzwischen allerdings eher abstrahiert wirken. Rauer selbst jedoch streitet das ab. Er findet seine Zeichnungen „schnell, aber nicht abstrakt“. Außerdem zu sehen sein werden zwei Objekte, einen männlichen und einen weiblichen Unterleib aus Keramik, mit Blattgold und -silber überzogen. Und für alle, die sich nochmal aufregen oder belustigen wollen, gibt es ein Wiedersehen mit der „Originalbanane“. An einem Gemälde in ähnlichem Stil arbeitet der Künstler übrigens zur Stunde noch. Vielleicht wird es noch fertig. Derzeit könnte es aber auch noch so groß werden, dass es gar nicht in den Art Store reinpasst. Meike Fries

Sonnabend, 20 Uhr, Art Store, Wohlwillstr. 10