Kampfpreisen getrotzt

■ Leben in Bremen: Wie Familie Geflitter in Huchting ihren Eigenheim-Traum erfüllte. Ihr Neubau liegt in der „Papageiensiedlung“, dicht beim Naturschutzgebiet Brokhuchting

Für Familie Geflitter war es „Liebe auf den zweiten Blick“. Der erste Blick aufs Haus entlockte der Lebensgemeinschaft am Anfang nur ein einhelliges „iiiiih, wie hässlich“. Jetzt wohnen sie seit mehreren Monaten dort. Aus dem einstigen Geschmacks-Schock ist Begeisterung geworden, sagt Mutter Barbara Geflitter und wirft einen Blick vom Sofa aus ins grüne Brokhuchting.

Kein Klagewort fällt seitdem mehr über die eigenwilligen Häuser, die die Wohnungsbaugesellschaft Brebau auf die grüne Wiese baute – in 25facher Ausführung als Neu-Variante des alten „Bremer Hauses“. Ähnlich hoch und ähnlich schmal. Und ähnlich gleich. Wie Reihenhäuser – nur etwas anders im Aussehen, durch unterschiedliche Fassaden-farben von rot-orange bis gelb. Und unterschiedlich durch andere Türen, durch die man zur immergleichen amerikanisch-offenen Garage vor dem Haus schaut.

„Papageiensiedlung“ sagen Geflitters Freunde dazu frotzelnd. Die neuen Brebau-Häuser stammen aus der Feder des Architekturbüros Schomers und Schürmann und sollen – direkt am Rande des Brokhuchtinger Naturschutzgebietes – BremerInnen vom Eigenheimkauf innerhalb Bremens und nicht außerhalb, im Speckgürtel, überzeugen. Denn „im Grunde sind die Bremer doch extrem standorttreu“, sagt Brebau-Chef Jürgen Lüthge, „viele wollen einfach in ihrem alten Stadtteil bleiben“ – wenn nicht gerade fleißige Bauunternehmer mit „Kampfpreisen“ ins niedersächsische Umland locken.

Doch selbst diese Preisangebote haben die Geflitters nicht umgestimmt: Die bekennenden Ur-Huchtinger blieben ihrer Heimat treu – und griffen trotz anfänglicher Skepsis in Brokhuchting zu: „Wir wollten hier nicht weg und so ist es nun gekommen.“ Skeptiker der eigenwilligen Reihenhaus-Siedlung werden deshalb mit dem „wundervollen Blick in die Natur“ aus dem riesigen Wohnzimmerfenster verzaubert – und mit den Worten überzeugt: „Am Anfang ist doch immer erstmal alles hässlich“, so Mutter Barbara Geflitter, „das war doch bei der A-Klasse von Mercedes genau so.“

Und dann können die Geflitters ja auch noch mit der Super-Terasse auftrumpfen und mit dem Garten und mit den drei Kinderzimmern – „für jeden eines“. Und einen Spitzboden gibt es ja auch noch, den man wegen der zwei Geschosshöhen des Hauses sogar noch ausbauen könnte. „Da kommt dann unsere Sauna rein“, schwärmt Barbara Geflitter. Kurzum: Die Familie samt Christian (18), Julian (15) und Selina (11) ist zufrieden und stolz – weil das Traumhaus endlich da ist, „das Stück Unabhängigkeit“ – ganze 135 Quadratmeter groß für einen stolzen Preis von knapp 300.000 Mark, gefördert durch Eigenheim- und Kinderzulage sowie staatliche Förderung wegen des Status als wärmegedämmtem Niedrigenergiehaus.

Trotzdem bleibt der Kredit „ein Klotz am Bein“, stöhnt Vater Geflitter, der als Tischler bei Daimler Chrysler malocht. „Aber was soll's: Hauptsache es ist endlich da – unser eigenes Haus.“ Da stört es auch nicht, dass längst noch nicht alle Bremer Häuser bezogen sind. „Wir haben 70 Prozent verkauft“, sagt Brebau-Chef Lüthge, „das liegt aber gut im Trend. Hausverkauf ist nirgends einfach.“

Allerdings ist eine Reihe weiter schon das nächste „Bremer Haus“-Carree in Planung – von den politisch diskutierten Wohnbauprojekten im angrenzenden Naturschutzgebiet Brokhuchting ganz zu schweigen. Aber über weitere Konkurrenz macht sich die Brebau keine Sorgen: Das „Bremer Haus“ sei zwar zum Teil auf „starke Ablehnung“ gestoßen, erfahre dagegen aber vor allem von „fachlicher Seite großes Lob.“ kat