Schreiber schleuste Saudi-Millionen an die Union

Abgänge von Schreiber-Konten stimmen mit Notizen über Schmiergelder überein

Berlin (taz) – Die gestern öffentlich gewordenen Unterlagen über Konten des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber bei dem Schweizerischen Bankverein geben Aufschluss über mutmaßliche Schmiergeldzahlungen Schreibers an Unionspolitiker. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde seit dem Herbst 1991 über einen Zeitraum von vier Jahren immer wieder Bargeld in Tranchen von jeweils 100.000 Mark abgehoben – insgesamt 3,41 Millionen Mark.

Im August 1991 flossen 11 Millionen Mark auf eines der Konten beim Schweizerischen Bankverein, dessen Bevollmächtigter ebenfalls Schreiber war. Es handelte sich um ein Konto der ATG Investment Ltd. Inc. Panama. Mit dieser Gesellschaft hatte die Thyssen Industrie AG, für die Schreiber tätig war, einen Vertrag über „Marketing-Zwecke in der Golf Region“ geschlossen. Für angebliche gutachterliche Tätigkeiten wurden dieser Firma und drei weiteren Honorare über insgesamt 217 Millionen Mark zugesagt. Nach Angaben von Thyssen handelte es sich dabei um Provisionszahlungen für die Lieferung von 39 Panzern nach Saudi-Arabien.

Den Überweisungen von Schreibers Konten gingen jeweils Eingänge aus Saudi-Arabien voraus: elf Millionen am 13. 8. 91, fünf Millionen am 8. 10. 91 und vier Millionen im Dezember 91. In Schreibers Terminkalender fand die Augsburger Staatsanwaltschaft unter dem Datum 1. 9. 91 eine Auflistung von Namen (Waldherr 1, Holgart 3,8, Jürglund 4,125, Maxwell 500). Die Namen interpretiert sie als Decknamen für den damaligen CDU-Schatzmeister Walther Kiep, den ehemaligen Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Holger Pfahls, den Thyssen-Manager Jürgen Maßmann und Max Strauß, den Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten.

Aus den Bankunterlagen geht hervor, dass die Überweisungen vom 2. 9. 91 von den Konten den von Schreiber notierten Summen entsprechen. Die Million, die Kiep von Schreiber in bar erhielt, wurde an dem Tag, an dem sich die beiden zur Übergabe auf einem Parkplatz trafen, von Schreiber abgehoben. tst