Schöne Ballzirkulation

■ Der Hamburger SV schlägt Kaiserslautern mit 2:1 und schielt Richtung Champions League

Der Ball ist rund. Das ist die Wahrheit. Sonst könnte das Spielgerät der Fußballer nicht rollen, kullern, abtropfen, krachen, knallen, querschlagen, aufspringen, in sanftem Bogen mit viel Effet fliegen, sich senken, kurz: zirkulieren.

Nirgendwo in Deutschland tut der Ball das zur Zeit so schön wie im Hamburger Volksparkstadion. Meinte zumindest am Samstag einer, der es wissen muss: „Der HSV hat eine schöne Ballzirkulation“, befand Kaiserslauterns Trainer Otto Rehhagel. Wenn das der erfolgreichste Coach der Nation sagt, dann ist das auch die Wahrheit. Überhaupt wenn er es zwei Mal innerhalb weniger Minuten sagt: „Der HSV hat eine schöne Ballzirkulation.“

Rehhagel hat mit diesem bildkräftigen Ausdruck die Fußballsprache bereichert. Und endlich die erfolgreiche und äußerst attraktive Spielweise der Hanseaten definiert. Der Ball zirkuliert über das Feld, von Spieler zu Spieler, bis er endlich dorthin gekreiselt ist, wo er am gefährlichsten wird: Vor das gegnerische Tor. Dort ist dann Schluss mit dem Geeiere, dann wird er dem inzwischen schwindeligen Gegner einfach ins Netz geschlagen. Gerade heraus und ohne Umschweife. So hat es zumindest Roy Präger getan und einen Steilpass von Bernd Hollerbach einfach zur Führung in die lange Ecke gehauen.

Die Alternative zur Zirkulation heißt Jörg Butt. Inzwischen scheint jeder Schiedsrichter der Bundesliga einmal live dabei sein zu wollen, wenn der Torhüter einen Elfmeter verwandelt. Anders ist nicht zu erklären, warum Alfons Berg in der 63. Minute ein Handspiel von Ciriaco Sforza in dessen Strafraum gesehen haben will. Klarer angeschossen werden als der Schweizer kann man nicht. Dennoch ließ sich der Unparteiische aus Konz-Niedermennig nicht davon abbringen, Butt sein neuntes Saisontor zu gönnen.

Berg meinte es noch einmal gut mit dem HSV, als er in der 33. Minute Thomas Gravesen wegen Ballwegschlagens und Dummheit die gelb-rote Karte zeigte und damit den größten Gefahrenherd im Spiel der Hamburger löschte. In Unterzahl erspielten sich die Hanseaten Chance um Chance, während die Pfälzer während der gesamten zweiten Hälfte gerade einmal gefährlich vor das Tor von Butt kamen (und dabei den Anschlusstreffer durch Pettersson erzielen konnten). Ansonsten wurde Kaiserslautern wegzirkuliert, dass es nur so eine Art hatte.

Eberhard Spohd

HSV: Butt, Hertzsch, Hoogma, Panadic, Gravesen, Kovac, Cardoso (90. Babatz), Hollerbach, Mahdavikia, Yeboah (90. Ernst) Präger (84. Doll)

Kaiserslautern: Gospodarek, Sforza, Lutz (46. Reich) Schjönberg, Strasser, Basler, Ramzy, Hristow, Wagner (46. Marschall), Djorkaeff, Pettersson

Sr.: Berg – Z.: 45.000

Tore: 1:0 Präger (7.), 2:0 Butt (63./Handelfmeter), 2:1 Pettersson (78.)

Gelb-Rote Karte: Gravesen (33. wegen Ballwegschlagens)