Papst Johannes Paul II. betet auf dem Berg Sinai

Die Millenniumsreise führt den Pontifex zu den Ursprüngen des Christentums

Kairo/St. Katharina (dpa/taz) – Als erster Papst in der römischen Kirchengeschichte hat Johannes Paul II. den Berg Sinai mit dem Katharinenkloster in Ägypten besucht. Von dem biblischen Ort im Nahen Osten rief er Christen, Juden und Muslime zu Dialog und friedlichem Miteinander auf. Ägypten war die erste Etappe seiner Pilgerfahrt zu den Ursprüngen des Christentums.

Sichtlich gezeichnet von den Strapazen der Riese beendete das 79-jährige Oberhaupt der römisch- katholischen Kirche am Samstagabend seinen Besuch in dem nordafrikanischen Land. Es war seine 90. Auslandsreise. Ende März will Johannes Paul Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und Jericho besuchen. Die Millenniums-Pilgertour gilt als Höhepunkt im 21-jährigen Pontifikat des polnischen Papstes. Nach biblischer Überlieferung soll Gott auf dem Sinai im brennenden Dornbusch erschienen und Moses die Zehn Gebote übergeben haben.

Der Abt des griechisch-orthodoxen Katharinenklosters, Erzbischof Damianos, sprach von einem historischen Besuch. Am Wortgottesdienst des Papstes nahm er jedoch nicht teil. „Wir sind uns nahe, aber nicht zusammen“, sagte der Bischof. Das Kloster liegt inmitten einer bizarren Gebirgswüste am Fuße des 2.285 Meter hohen Mosesberges.

Vor rund 500 Gläubigen bezeichnete der Papst die Zehn Gebote als ein moralisches Universalgesetz, das zu jeder Zeit und an jedem Ort gültig sei. Sie seien die einzig wirkliche Grundlage für das Leben der Menschen, der Gesellschaften und der Nationen. „Sie sind die Zukunft der Menschheitsfamilie.“ Gemeinsam mit Damianos war der Papst von der Eingangspforte des Klosters langsam bis zur Basilika geschritten. Dort versank er in stillem Gebet.

Anschließend betrachtete er kostbare Ikonen, einzigartige Handschriften und die Reliquien – den Kopf und die linke Hand – der Heiligen Katharina. Beide werden in Goldgefäßen aufbewahrt. Die Namensgeberin des Klosters war im 4. Jahrhundert in Alexandria der Christenverfolgung zum Opfer gefallen.