Grüne glücklich, nicht stolz

Auf der Berliner Wahlparty der Grünen gab es kaum Lob für die Kieler Kollegen

Es ist ein Sieg, aber es ist ein geborgter Sieg. So lautetet nach Bekanntgabe der ersten Prognosen der Konsens auf der Wahlparty der grünen Bundeszentrale in Berlin. Der Erfolg sei vor allem Leihstimmen von SPD-Wählern zu verdanken, die die rot-grüne Koalition retten wollten. Viel zu schwach sei der grüne Landesverband in Schleswig-Holstein gewesen, um das Wahlergebnis aus eigener Kraft zu erreichen. Unter der Hand wird eingeräumt, auch die Leistung der grünen Minister in Kiel sei zu schwach gewesen.

Mit Grausen erinnerte sich so mancher Vertreter der Bundespartei an die Noteinsätze im Wahlkampf. „Es war nicht so, dass man da in einen gut organisierte Region kam“, meinte ein Vertrauer von Joschka Fischer. Der Außenminister hatte seine lang geplante Afrika-Reise verschoben, um das drohende Abrutschen der Grünen unter die Fünfprozenthürde abzuwenden. „Ein Grund für den Wahlerfolg ist, dass die Bundesebene ganz viel reingepowert hat – sowohl finanziell als auch personell“, meinte denn auch die bayrische Landesvorsitzende Margarete Bause, die sich als erste grüne Spitzenpolikerin in Berlin zu Wort meldete. Geholfen habe sicher auch die Ansicht vieler Wähler, die Grünen seien in der Frage der Parteienfinanzierung die Glaubwürdigsten.

Freundliche Worte für den schleswig-holsteinischen Landesverband waren gestern kaum zu hören. Bause forderte im Gegenteil, baldige „strukturelle, inhaltliche und personelle Veränderungen“ in Kiel – ein kaum verhohlener Appell zum Austausch von Teilen der grünen Mannschaft.

Patrik Schwarz, Berlin