„Mit Profit hat das nichts zu tun“

Wolfgang Suhrmann vermittelt klammen Lehranstalten Mäzene. Geld gibt’s nur, wenn der Staat seine Zuschüsse nicht absenkt

taz: Ihr Unternehmen sucht Partner für Schulen. Sie wollen Geld machen mit den Lehranstalten, stimmt’s?

Wolfgang Suhrmann: Mit Profit hat meine Arbeit nichts zu tun, sondern mit Enthusiasmus. Das sehen Sie schon an der Entstehung der Idee von Schulpartnerschaften. An der Berliner Freiliggrath-Schule, einer heruntergekommenen Brennpunktschule, gab es das Projekt KidS, „Kreativität in der Schule“. So genannte Dritte, das sind Musiker, Regisseure oder Akrobaten, haben dort neben den Lehrern Unterricht gemacht. Parallel haben externe Sponsoren mit Drittmitteln das bauliche Umfeld verbessert, zum Beispiel verschmierte Klassenräume frisch gemalert. Es war eine kleine Kulturrevolution. Als der Schulversuch auslief, habe ich gedacht: So etwas Gutes muss man vermarkten und fortführen. Ich habe deshalb meinen Geschäftspartnern vorgeschlagen: Lasst uns ein Zeichen setzen, allein kommt der Staat nicht in die Gänge. Also haben wir im Sommer 1999 die Firma Schulpartner gegründet.

Warum gleich eine Firma?

Weil wir professionell arbeiten wollen. Unser Ziel ist es, fünf Millionen Mark Risikokapital einzusammeln. Wir wollen damit keine Technologie, sondern Menschen bezahlen – Geschäftsführer für Schulen etwa. Nur so lernen die Pennen, wie Dienstleistungsunternehmen ihre Geschäfte zu verantworten. In Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien ist das längst so. Dort managen Schulen selbstständig ihre Personal- und Sachmittel.

Was muss eine Schule tun, um von Ihnen einen Geldgeber, pardon: einen Partner zu bekommen?

Die Schule muss zunächst mit uns den staatlichen Dornenbusch der Schulfinanzierung durchdringen. Das Land soll ihr eine freie Verwendung von 10 Prozent der Personal- und 10 Prozent der Finanzmittel genehmige. Das ist möglich. Wenn das klappt, akquirieren wir aus dem gesellschaftlichen Umfeld der Schule noch mal 10 Prozent.

Und der Staat fährt seine Finanzierung herunter.

Nein, weil wir im Vertrag darauf bestehen, dass der Staat seine Quote hält. Sonst machen wir keinen Vertrag. Ganz einfach.

Der Preis ist die Coca-Cola-Reklame an der Tafel. Besteht nicht die Gefahr der Kommerzialisierung?

Bei uns nicht. Eher schon durch die „Allgemeine Verordungung für Werbemaßnahme an Schulen“. Mit dieser Vorschrift hat die Verwaltung McDonalds Tür und Tor geöffnet. Nicht wenige Schulen sind da schon auf wilde Werbeagenturen reingefallen. Wir machen das anders, besser. Man muss die Werbung dahin leiten, wo sie gerechtfertigt ist, zu den Eltern. Dazu haben wir den Verein InSchul gegründet. Der berät die Schulpartner-Vereine und ist zugleich die zentrale Anlaufstelle für die Werbewirtschaft. Die kann dann, zusammen mit den Partnerunternehmen, in einer Zeitschrift präsentieren, welcher Betrieb was leistet. Den Eltern wohlgemerkt, nicht den Schülern.

Was ist das spannendste Projekt, das Sie unterstützen?

Wir haben ein Projekt mit zwei Schulen, die bis jetzt an getrennten Standorten sind. Stattdessen wollen wir für die ein komplett neues Schulgebäude hochziehen. Da muss man natürlich mit Power in staatliche Strukturen eingreifen. Aber dafür haben wir mit dem BDI, dem Bundesverband der Deutschen Industrie, den richtigen Verbündeten.

Was bringt die Symbiose von Wirtschaft und öffentlicher Bildung?

Es ist schlau, wenn die Wirtschaft in gute Ausbildung investiert. Und die Schulen werden schlicht besser. Isabelle Siemes