Das Portrait
: Die Pallas war sein Schicksal

Rainder Steenblock

Was wäre gewesen, wenn am 25. Oktober 1998 keine schwere See gewesen wäre? Wenn der italienische Holzfrachter Pallas unter Bahamas Billigflagge nicht vor Dänemark in Seenot geraten wäre? Dann wäre der Grüne Rainder Steenblock wohl weiter schleswig-holsteinischer Umweltminister geblieben. Doch so hat er gestern an seinem 52. Geburtstag sein Amt zur Verfügung gestellt. Und sich damit selbst das größte Geschenk gemacht – nun könnte er als Fraktionschef im Landtag noch einmal von vorne beginnen. Denn das Pallas-Debakel klebte an ihm wie Öl an einer Eiderente.

Da nützt es auch nichts, dass es ein vergleichsweise kleines Unglück war. Dass eigentlich der Bund und die anderen Küstenbundesländer Mitverantwortung für das Unglück tragen. Es hat Steenblock nicht einmal geholfen, dass auch der Untersuchungsausschuss im Kieler Landtag ihm keine entscheidenden Versäumnisse nachweisen konnte. Steenblock hatte einfach das Pech, dass der blöde Frachter vor Amrum strandete und nicht vor Esbjerg oder Cuxhaven.

Die Pallas war sein Schicksal. Sie zwang ihn, als Krisenmanager vor die Kameras zu treten. Das ist nicht die Stärke von einem wie Steenblock. Der blasse Ostfriese ist genauso, wie man sich im Süden des Landes einen Norddeutschen vorstellt. Überlegt, zurückhaltend, trocken – ja ein wenig dröge.

Parteikollegen nennen den gelernten Gewerbelehrer anerkennend einen „soliden Arbeiter“. Und seinen größten Erfolg verdankt Rainder Steenblock genau dieser Eigenschaft: die Erweiterung des Nationalparks Wattenmeer um satte 60 Prozent. Auch wenn ihm da zuweilen Eier von verärgerten Bauern entgegenflogen – am Ende hatte das Gesetz auch in den Nationalpark-Kuratorien vor Ort eine Mehrheit.

Wegen seiner soliden Arbeit war Steenblock auch über die Parteigrenzen hinaus anerkannt, als er 1995 im Bundestag ein Ökosteuerkonzept erarbeitete. Doch bei Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis mit ihrer Grünen-Phobie hatte die Umweltminister spätestens dann alle Sympathien verloren, als er bei einer Demonstrationen gegen die Autobahn A 20 mitmarschierte. So nutzte Simonis die Pallas-Krise, um ihn öffentlich bloßzustellen.

Vielleicht wäre Steenblock schon längst abgesägt worden, hätten die norddeutschen Grünen nur mehr Personal. Als einer der wenigen erfahrenen Politiker wird er wohl auch weiter wichtig bleiben. Matthias Urbach