Dauerpräsident Diouf beugt sich einer Stichwahl

Senegals Präsident verfehlt bei Wahlen die absolute Mehrheit. Hauptgegner Wade jubelt

Dakar (taz) – Zum ersten Mal in der Geschichte Senegals muss ein zweiter Wahlgang die Entscheidung bei Präsidentschaftswahlen bringen. Die voraussichtlich letzte Runde im ewigen Duell zwischen Präsident Abdou Diouf und Dauerkontrahent Abdoulaye Wade wird eingeläutet.

Senegals Kommission zur Überwachung der Medienberichterstattung bei den Wahlen hatte zwar die Veröffentlichung von Hochrechnungen und Prognosen verboten. Ein Privatradio setzte sich allerdings darüber hinweg und lieferte fast durchgängig Ergebnisse einzelner Wahlbüros. Lange Zahlenlisten entstanden also ab Sonntagabend in den meisten Häusern, auf den Straßen herrschte Ruhe. Gestern zeichnete sich nach ersten offiziellen Schätzungen ab, dass Präsident Diouf rund 43 Prozent der Stimmen bekommen habe, Wade etwa 30. Die Wahlbeteiligung war mit etwa 70 Prozent sehr hoch.Voraussichtlich am 19. März müssen die Senegalesen jetzt wieder an die Urnen.

Viele Wähler verlor Abdou Diouf an zwei ehemalige Minister seiner Sozialistischen Partei (PS). Moustapha Niasse, der im vergangen Jahr seiner Partei den Rücken kehrte, konnte auf Anhieb um die 16 Prozent erreichen. Djibo Leity Kâ kam nach seinem guten Abschneiden bei den letzten Parlamentswahlen 1998 jetzt nur noch auf weniger als zehn Prozent. Niasse kündigte schon vor der Abstimmung an, bei einem zweiten Wahlgang auf jeden Fall zur Stimmabgabe für den Oppositionskandidaten aufzurufen.

Am Tag nach der Abstimmung durfte Wade sich schon als Präsident fühlen: Während vor seinem Haus in Dakar viele Anhänger gespannt auf Ergebnisse warteten, drängten sich rund hundert Journalisten in seinem Wohnzimmer. „Es wird keine Hexenjagd auf ehemalige Regierungsmitglieder geben“, sagte er ihnen, als sei er schon gewählt, und meinte: „Die Senegalesen haben gewählt, der Präsident ist geschlagen.“ Der zweite Wahlgang ist in seinen Augen nur noch eine Formalität. Denn wer nicht für Diouf gestimmt habe, habe „den Wandel“ gewählt, werde also in der Stichwahl Wade die Stimme geben.

Doch so eindeutig dürfte das nicht werden. Dioufs PS wird alles daran setzen, doch noch zu gewinnen. Gestern kündigte sie bereits Gespräche mit allen anderen Kandidaten an. Veronika Eggersglusz