Rheinischer Sonnenaufgang an der Börse

Solarworld setzt auf gute Marktentwicklung, und Bill Gates setzt auf Solarworld

Bonn (taz) – Frank Asbeck ist Solarworld. Der gelernte Ingenieur ist nicht nur Hauptaktionär, sondern er ist der Macher in dem Solarunternehmen. Wenn er durch die Büroräume fegt, dann haben die Angestellten kaum Zeit zu antworten, bevor Asbeck schon beim Nächsten ist. Die Eile ist nötig, denn Solarworld strebt eine Spitzenposition im rasant wachsenden Markt mit Solartechnik an.

Mit Asbeck am Ruder fährt die an der Düsseldorfer Börse notierte Solarworld AG nicht schlecht. Nach Unternehmenskäufen und mit Hilfe strategischer Allianzen ist die Solarfirma weitestgehend unabhängig bei der Produktion ihrer Solartechnik. Von der Siliziumschmelze bis zum fertigen Solarmodul bleibt die „Wertschöpfungskette“ komplett bei der Solarworld, so Asbeck. Besonders freut sich der gewichtige Unternehmer über seine 70-Prozent-Beteiligung an der schwedischen Gällivare Photo Voltaic. Der Solarmodulproduzent aus dem hohen Norden hat eine Kapazität von 15 Megawatt. 1998 konnten damit zehn Prozent des weltweiten Bedarfs gedeckt werden.

Für die kommenden Jahre rechnen Fachleute mit einem explosionsartigen Anwachsen des Solarmarktes, manche Stimmen rechnen gar mit über 50 Prozent Steigerung jährlich. Die guten Zukunftsaussichten spornen Asbeck weiter an. Während Shell stolz die Eröffnung von Deutschlands größter Fabrik zur Massenproduktion von Solarzellen in Gelsenkirchen verkündet, plant Asbeck schon den Bau einer größeren. Im Bonner Rheinhafen soll eine Fertigungsstätte mit einer Jahreskapazität von 30 Megawatt entstehen. Insgesamt will Solarworld dann über eine Produktionskapazität von 60 Megawatt verfügen.

Als neuestes Projekt initiiert Asbeck einen „Sonnenfonds“ mit einem anvisierten Volumen von 50 Millionen Mark. „Das Kapital fließt in industrielle Solarkraftwerke, die über Deutschland verteilt werden“, beschreibt Asbeck den Investitionszweck des Fonds. Mit dem Solarfonds schafft sich der Rheinländer zudem selbst einen Kunden. Der Bau der Solarkraftwerke soll komplett von Solarworld übernommen werden.

Überlegungen, auch im Stromhandel mitzumischen, hat Asbeck fallen gelassen. Der Strom der Solarkraftwerke soll nach der neuen Einspeiseregelung in die Netze eingespeist werden. 99 Pfennig pro Kilowatt werden dafür bezahlt. Nach Asbecks Rechnung reicht diese Vergütung aus, um profitabel arbeiten zu können.

Für Asbeck ist das Geschäft mit der Sonne in erster Linie keine ideologische Frage. „Ich will zeigen, dass man mit Solarstrom Geld verdienen kann.“ Denn die Energiewende komme nur, wenn sie sich rechne. Für das abgelaufene Geschäftsjahr erwartet Solarworld einen Gewinn von 300.000 Mark. Die Gründung der Solarworld AG war für Asbeck und seine Familie, die zusammen über 80 Prozent der Aktien halten, auf jeden Fall schon ein Gewinn. Bevor die erste Kapitalerhöhung durchgeführt wurde, konnten die Asbecks Aktien für zwei Mark kaufen. Bei der späteren Kapitalerhöhung kosteten die Anteile dann rund 27 Mark. Einer der Aktionäre der Solarworld trägt den Namen Bill Gates. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt: Mittlerweile liegt der Wert der Solarworld-Aktie bei knapp 70 Mark.Martin Murphy