Ein Tag bei „Big Brother“, wie er nicht stattfinden wird

Auch am Tag 9 oder 11 nach dem Start der RTL 2-Überwachungsshow „Big Brother“ liegen die Einschaltquoten weit hinter den Erwartungen. In den abendlichen TV-Zusammenfassungen wirken die zehn Bewohner (Kerstin, Jana, Despina, Zlatko, John und wie sie alle heißen) ziemlich albern, online eher matt.

Allerdings kursieren Gerüchte, im Internet seien Video-Dateien einiger von RTL 2 vorzensierter Szenen aus der Beobachtungshow aufgetaucht. Unter anderem sähe man dort heftige Streitereien unter den WG-Bewohnern, Analsex-Sequenzen sowie den Potsdamer John, wie er kichernd „Heil Hitler!“ gröhlt. Dann aber überrascht es doch, dass die Bild-Zeitung auf der Titelseite tatsächlich ein unscharfes Bild von Johns Hitlergruß abdruckt. Angeblich hätten zwei der RTL 2-Kontrollregisseure die Bilder ins Netz gestellt. Die „Big Brother“-WG ist unterrichtet.

Wenig später dann meldet RTL 2, die Studentin Manuela sei von einem der Mitbewohner „vom ersten Tag an wiederholt belästigt worden“. Sie habe sogar „kurz mal an Selbstmord gedacht“, wolle nun aber, nach Gesprächen mit den RTL-Psychologen, „durchhalten“. Den Namen des Belästigers werde sie nach Ablauf der 100 Tage nennen.

Am Nachmittag dann überschlagen sich die Ereignisse: Eine gewisse „Aktionsgruppe Kleine Schwestern-Terror“ (AKST) droht, den einjährigen Sohn von John zu entführen. Johns Freundin und das Kind sind nirgend aufzufinden. Endemol-Geschäftsführer Axel Beyer rechtfertigt die Entscheidung, den Vater im Container zunächst nicht zu informieren.

Wenig später die Entwarnung: Die Polizei hat die beiden gefunden. Johns Freundin habe „bloß einen Gag“ machen wollen, um im „größere Chancen“ zu geben. Der im Sat.1-Magazin „blitz“ geäußerte Verdacht, Endemol habe vom Kidnapping-Fake gewusst, weist Beyer zurück.

Am Abend, kurz nach der „Big Brother“-Sendung, gegen 21.30 Uhr, wird es dramatisch: Die Entführungsstory ist zu den Bewohnern durchgesickert. Andrea, Manuela und Thomas verlassen aus Protest den Wohntrakt. So was sei „nich okay“, sie selbst „total enttäuscht“, sagen sie in einer RTL 2-Sondersendungen. Wenig später geht auch John. Die übrigen sechs verbarrikadieren sich im Wohncontainer.

Um Mitternacht verhängen sie alle 28 Kameras. RTL 2 unterbricht später halbstündig das Nachtprogramm. Was derzeit in dem Container vorgeht, weiß keiner.

Am nächsten Morgen um 7.31 Uhr kommt die Rest-WG vor die Tür und verliest eine Erklärung, in der sie vom „massiven Druck“ sprechen, der seitens der Produktionsfirma auf sie ausgeübt worden sei. Im Vorfeld hätten sie detaillierte Instruktionen erhalten, was Tag für Tag zu tun sei, in persönlichen Gesprächen seien ihnen Tipps und Strategien sowie Details aus den Lebensläufen der Konkurrenten „gesteckt“ worden. Dann erklären sie das Projekt für beendet.

RTL 2 selbst zeigt eine gekürzte Fassung der Erklärung – danach: „Der Prinz von Bel-Air“. Als gegen 10 Uhr die Quoten eintrudeln, präsentiert der Sender zehn neue Kandidaten. csch