Die allerrechteste Hand Jörg Haiders

Diese Frau steht für maximale Kontinuität: Susanne Riess-Passer wird neue FPÖ-Chefin

Susanne Riess-Passer, Österreichs Vizekanzlerin und designierte neue Vorsitzende der FPÖ, bedeutet für die Partei die größtmögliche Kontinuität. „Haiders eiserne Lady“ tauften sie die österreichischen Medien, als Riess-Passer 1996 zur geschäftsführenden FPÖ-Vorsitzenden ernannt wurde. Es war der bis dahin größte Sprung in der rasanten Karriere der gelernten Juristin, die vor vier Wochen als Vizekanzlerin dem schwarz-blauen Kabinett beitrat und am Montagabend von Jörg Haider zu seiner Nachfolgerin für den Parteivorsitz benannt wurde.

Am 3. Januar 1961 wurde Susanne Riess im oberösterreichischen Mattighofen bei Braunau im Innviertel geboren. Ihre Mutter wollte Malerin sein, verdiente ihr Geld jedoch beim Zoll. Ihr Vater, ein Opernsänger, der sich als Vertreter durchs Leben schlug, war ein strammer Anhänger der FPÖ. Er nahm seine Tochter Anfang 1987 zu einer FPÖ-Veranstaltung in Braunau mit. Dort lernte sie Norbert Gugerbauer kennen, den der frisch an die Parteispitze geputschte Jörg Haider gerade zu seinem Generalsekretär gemacht hatte. Gugerbauer holte die damals 27-Jährige als Mitarbeiterin ins Pressereferat der FPÖ. Die neue Führung unter Jörg Haider war da gerade dabei, die Partei durch interne Säuberungen und einen Rechtsschwenk auf Linie zu bringen – Susanne Riess-Passer war ab sofort ganz oben dabei.

Für eine politische Karriere nie bewusst entschieden

Politisch engagiert war Riess freilich auch schon vorher: Während ihres Jurastudiums in Innsbruck war sie bei der Hochschulorganisation der FPÖ aktiv. Als Frau bekam sie freilich keinen Zugang zu den zahlreichen schlagenden Verbindungen, die ihrerseits zumeist eng mit rechtsnationalen Kreisen der FPÖ verbandelt sind. Frustriert von der Hochschulpolitik hatte sie sich bald zurückgezogen. Für eine politische Karriere habe sie sich nie bewusst entschieden, sagte sie einmal.

Ein erstaunlicher Zufall: Von 1988 bis 1993 ist sie Bundespressereferentin der FPÖ, ab 1991 Mitglied des Bundesrats, der Versammlung der Länderabgeordneten. Ab 1993 wird sie Vorsitzende der FPÖ-Fraktion im Bundesrat, Kuratoriumsmitglied des freiheitlichen Bildungswerks und 1994 stellvertretende Parteivorsitzende. Ihr Einfluss ist bereits zu diesem Zeitpunkt riesengroß. Das, schreibt 1996 die Zeitschrift profil, hat vor allem einen Grund: „Ihre bedingungslose Loyalität und die fast symbiotische Verbindung mit der Gedankenwelt des F-Chefs suchen ihresgleichen.“

Das moderne, weibliche Aushängeschild der Partei

1995 geht Riess als Europaabgeordnete nach Brüssel – fühlt sich dort aber in einer weitgehend isolierten FPÖ-Fraktion nicht wohl, auch wenn sie Fraktionschefin wird. Im März 1996 kehrt sie nach Wien zurück, wird Haiders Büroleiterin, tritt jetzt auch offen als seine rechte Hand auf. Der vertraut ihr, lässt sie etwa die Kandidatenliste für die nächsten Europawahlen zusammenstellen. Dabei gelingt ihr ein besonderer Schachzug: Peter Sichrovsky, prominenter Jude und Publizist, kandidiert für die FPÖ. Sichrovsky lobt, es seien vor allem intensive Gespräche mit Riess-Passer gewesen, die ihm eine Annäherung an die FPÖ ermöglicht hätten.

Dies ist die vorrangige Funktion der energischen Juristin: Neben den vielen unbeholfenen „Buberln“ der FPÖ ist sie ein modernes, noch dazu weibliches Aushängeschild – und das eben mit dem Vorteil, mit Parteichef Haider engstens zusammenzuarbeiten, ohne jemals die kleinste Kritik am Führer aufkommen zu lassen.

Ihre Eignung als neue Parteichefin steht außer Zweifel.

Bernd Pickert