theaterkrieg
: Mehr Spielraum für die Bühnen

Claus Peymann ist ein großer Impresario – auf der Bühne, aber besonders seiner selbst. Sein eklatanter Auftritt vor dem Kulturausschuss hat dies wieder einmal belegt: ausholende Gesten, markige Worte, süffisante Spitzen in Richtung Kollegen, Theaterdonner gegen Politiker, die ihm und anderen Intendanten die Etats kürzen wollen. Die Stadt hat wieder ihr Theaterskandalon – leider hinter den Kulissen.

Doch skandalös sind nicht Peymann, Castorf oder Schitthelm, sondern die Haushaltspläne aus der Kulturverwaltung. Setzen die doch eine gerade begonnene Entwicklung Berliner Bühnen aufs Spiel.

Erst drei Monate ist es her, dass das BE mit seiner ersten Inszenierung wieder eröffnet wurde. Kaum mehr Zeit für ihre Arbeiten hatten Thomas Ostermeier und Sasha Waltz an der neuen Schaubühne. Castorfs Volksbühne und Langhofs Deutsches Theater haben wieder Konkurrenten. Die Theaterlandschaft ist in Bewegung gekommen. Das braucht Zeit – und Geld.

Doch statt die künstlerischen Profile zu stärken und den Theatern Spielraum zu geben, plädiert Kultursenatorin Thoben ganz im Sinne ihres Vorgängers Radunski für Einsparpotenziale. Aufführungen sollen abgespeckt, Sanierungen zeitlich gestreckt, Neues im Würgegriff der Not entstehen. Ganz nebenbei entpuppt sich Thoben noch als Theaterkillerin. Kein Pfennig ist im Haushalt für das Metropol eingestellt. Was für ein kontraproduktiver Unsinn.

Unsinnig sind auch die Argumente der Kulturverwaltung, die Häuser könnten durch strukturelle Veränderungen ihre Etats ausgleichen. Die Volksbühne etwa hat sich in den vergangenen Jahren mit dem Abbau von 20 Prozent ihres Personals genug beschnitten. Die Bausubstanz des Theaters von 1913 ist derart marode, dass jeder Aufzug in den Schnürboden zum Wagnis wird. Soll erst gespart werden, wenn das ganze Haus zusammenstürzt?

Thoben sollte die Intendantenfront ernst nehmen, auch wenn diese recht selbstgefällig daherkommt. Denn so lange es im Senat „Zuletzt Kultur“ heißt, sind die Intendaten nicht ihre wahren Gegner.

ROLF LAUTENSCHLÄGER