Theaterdonner hinter den Kulissen

Kultursenatorin Thoben verteidigt die Sparpläne für Theater. Intendanten drohen mit Schließung der Bühnen

Kultursenatorin Christa Thoben (CDU) gibt im Berliner Theaterstreit die eiserne Lady. Einen Tag nach der Drohung von mehreren Intendanten, die geplanten Etatkürzungen für ihre Häuser nicht hinnehmen und der Stadt gar den Rücken zu kehren zu wollen, verteidigte Thoben ihre anvisierten Vorschläge. Der Haushalt der Kulturverwaltung, so die Senatorin, verlange Einschnitte bei den Theatern. Die geringer kalkulierten Subventionen müssten die staatlichen und privaten Bühnen „mittels Strukturveränderungen“ selbst ausgleichen.

Nach Ansicht Thobens könnten die jährlichen Tariferhöhungen und Defizite nicht durch steigende Zuwendungen aus dem Kulturetat ausgeglichen werden. Ebenso sei es nötig, dass die Theater die Anzahl der Mitarbeiter und ihre Ausstattung überdenken müssten. Eine Erhöhung der Budgets, wie sie beispielsweise Frank Castorf von der Volksbühne forderte, sei nicht denkbar. Der Haushaltsentwurf 2000 der Kulturverwaltung umfasst ein Volumen von 1,08 Milliarden Mark. Für die Volksbühne etwa sind darin 26 Millionen Mark, für das Berliner Ensemble (BE) 20,6 Millionen, für die Schaubühne 23,2 Millionen Mark eingestellt.

Auf der Sitzung des Kulturausschusses am Donnerstag war es im Rahmen der Etatberatungen zu einem Eklat gekommen. Angesichts der geplanten Einsparungen für die Renovierung der alten Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz um 500.000 Mark wollte Castorf einen Rückzug von der Bühne nicht ausschließen. Als Poltergeister betätigten sich auch Thomas Langhoff (Deutsches Theater) und Claus Peymann, Chef des Berliner Ensembles. Sollte das BE nicht die versprochenen Subventionen für die Bühne und die Umbauten vom Theaterausschuss („Budgetköppe“) genehmigt bekommen, „bin ich nicht mehr in Berlin“, schimpfte Peymann. Die Theater dürften „nicht im Regen“ stehen gelassen, der „Theateraufbruch“ nicht gefährdet werden.

Während die Regierungsfraktionen über die Kürzungsvorschläge „verhandeln“ wollen, übte der kulturpolitische Sprecher der PDS, Wolfgang Brauer, scharfe Kritik an den Etatvorgaben. Die Theater dürften nicht „zu Sündenböcken einer verfehlten Senatspolitik“ gemacht werden. Der Sanierungsbedarf sei „stadtbekannt“, so Brauer. Angesichts der „chronischen finanziellen Unterversorgung der Bühnen“ sei das Land gefordert, seine Kulturpolitik zu ändern und den Häusern eine ausreichende Regelfinanzierung zu garantieren.

ROLF LAUTENSCHLÄGER