Spaß ist nicht vorbei

Nach dem Ausscheiden im Achtelfinale der Europaliga gegen Efes Istanbul jagen die Basketballer von Alba Berlin wieder schnöderen Zielen nach

aus BerlinMATTI LIESKE

„Gott sei dank haben wir noch drei Monate Zeit“, sagte Svetislav Pesic enttäuscht, aber gefasst nach dem Aus von Alba Berlin im Achtelfinale der Basketball-Europaliga gegen Efes Istanbul. Zeit, Meister und Pokalsieger zu werden; Zeit, „uns zu verbessern“; Zeit, sich erneut für die Europaliga zu qualifizieren, um dann in der nächsten Saison zeigen zu können, „dass wir so gut wie Efes Pilsen spielen können“. Das wird auch nötig sein, wenn endlich das ersehnte Ziel, die Final Four zu erreichen, realisiert werden soll. Dass seine Mannschaft das Zeug hat mitzuhalten, wenn die vier besten Teams des Kontinents ihren Champion ausspielen, davon ist der Alba-Coach überzeugt. „Wir sind europäische Spitze“, verkündete Pesic trotz des Scheiterns so deutlich wie selten zuvor und bekräftigte, falls es jemand nicht mitbekommen hatte, gleich noch einmal: „Wir gehören zu den besten Mannschaften Europas.“

Auch wenn es nach der deutlichen 73:93-Niederlage im zweiten Achtelfinal-Spiel gegen die Türken, die schon das erste Match in eigener Halle gewonnen hatten, ein wenig nach Pfeifen im Wald klang, so unrecht hatte Svetislav Pesic nicht. Zum dritten Mal in den letzten vier Jahren hatten die Berliner in der Europaliga die Play-offs erreicht, das Final-Four-Turnier allerdings blieb ihnen stets verwehrt. Zwei Mal – 1997 im Achtelfinale gegen den FC Barcelona, 1998 im Viertelfinale gegen AEK Athen – waren sie an einem der späteren Finalisten gescheitert, und auch diesmal kann es gut sein, dass der Stolperstein der Berliner im April in Saloniki ein gewichtiges Wort bei der Titelvergabe mit reden wird.

„Wir haben heute einen Basketball gesehen, wie man ihn sich wünscht in Europa“, schwärmte der Alba-Trainer von den Istanbulern, „sie waren in allen Bereichen hervorragend.“ Exzellent in der Defensive, unwiderstehlich und treffsicher in der Offensive – dies bis zum Schluss, obwohl bei Efes mit Spielmacher Damir Mulaomerovic, dem eleganten Ibrahim Kutluay, dem wuchtigen Predrag Drobnjak und dem 20-jährigen Riesentalent Hidayet Türkoglu vier Akteure komplett durchspielten. Hinzu kamen nur noch die versierten Nationalspieler Hüseyin Besok und Ömer Onan, während die Amerikaner Rickie Winslow und Kareem Reid wie gewohnt auf der Bank brummten. 8.500 Zuschauer in der Berliner Max-Schmeling-Halle staunten vor allem über die Vielseitigkeit des Quintetts, die eine effektive Verteidigung sehr schwer machte. Manchmal, so Pesic, habe es geschienen, als sei das Areal um Albas Korb „doppelt so groß wie sonst“ gewesen. Nur Ademola Okulaja (24 Punkte/14 Rebounds) konnte in der zweiten Halbzeit noch gegenhalten, nachdem Alba zur Pause 37:35 geführt hatte. „Da hörten wir den türkischen Trainer Ataman bis in unsere Kabine“, berichtete Okulaja. „Wir haben ihnen kein Paroli bieten können“, musste Pesic zugeben, dennoch sei Istanbul nicht so viel besser, wie es das Resultat ausdrücke. „Wir können genauso spielen, haben es heute aber nicht bewiesen“, erklärte der 50-Jährige.

Bewiesen hat der deutsche Basketballmeister derartiges allerdings vorher, selbst in dieser, durch den Rauswurf des Amerikaners Frankie King komplizierten Europaliga-Saison. Siege gegen Panathinaikos Athen, den FC Barcelona, Real Madrid, ZSKA Moskau, Olimpija Ljubljana, Tofas Bursa und Zalgiris Kaunas, insgesamt neun an der Zahl, können sich durchaus sehen lassen für ein Team, dessen Zehn-Millionen-Etat weniger als die Hälfte vom dem der südeuropäischen Spitzenklubs beträgt. Und wäre der langjährige NBA-Spieler Terry Dehere, der in den beiden Achtelfinalspielen gegen die aufmerksame Efes-Deckung wenig bewirken konnte, nicht erst zu Jahresbeginn für Frankie King, sondern schon am Anfang der Saison gekommen, hätte es möglicherweise auch gegen Istanbul zum Weiterkommen gereicht.

„Wir haben viel Spaß gehabt in der Europaliga“, resümierte Svetislav Pesic die internationalen Auftritte seiner Mannschaft, die immerhin den drittbesten Zuschauerschnitt aller vertretenen Teams brachten. Dann richtete der Coach den Blick sogleich auf die weniger prestigeträchtigen, aber in gewisser Weise wichtigeren nationalen Aufgaben: „Mit diesem Spaß müssen wir weiter arbeiten und Meister werden.“ Zeit, seine europäischen Wunden zu lecken, hat der Titelverteidiger ohnehin nicht. Gleich gestern ging der Spaß weiter: Schnöder Bundesligaalltag in Dessau beim standesgemäßen 84:67-Erfolg gegen den SSV Weißenfels.