Rosiger Norden

■ „Zusammenwachsen der Kulturen“: Regionalkonferenz der ÖTV gibt grünes Licht für Beitritt zur Mega-Gewerkschaft „ver.di“

Mit einer breiten Mehrheit hat sich die Regionalkonferenz Nord der Gewerkschaft „Öffentliche Dienste Transport und Verkehr“ (ÖTV) gestern in Hamburg für den Beitritt zur neuen Mega-Dienst- leistungsgewerkschaft „verd.di“ ausgesprochen. Der Konferenz gehören 200 Delegierte aus dem Norden sowie die ÖTV-Bezirksvorsitzenden der fünf Küstenländer an.

In ihren Beiträgen bekräftigten die Chefs der Nordbezirke ihre grundsätzliche Zustimmung zu ver.di. Die gute Zusammenarbeit der fünf zukünftigen ver.di-Gewerkschaften ÖTV, Handel, Banken und Versicherungen, Postgewerkschaft, IG Medien und DAG zeige schon jetzt, dass der Prozess des „Zusammenwachsens verschiedener Gewerkschaftskulturen“ vorangehe und „nicht mehr zurück zu drehen“ sei.

Der Norden spielt in der ver.di- Fusion eine Vorreiterrolle. So hat der Gründungsverband „ver.di go“, der die für 2001 geplante Fusion auf Bundesebene vorbereiten soll, seit Ende vorigen Jahres seinen Sitz in Hamburg. In der Hansestadt hat auch die konkrete Zusammenarbeit der fünf Gewerkschaften bereits auf praktischer Ebene begonnen: „Service Points“ zur Mitgliederbetreuung und ein „Internet-Cafes“ für Auszubildene werden vorbereitet. Projekte zur Mitgliedererfassung im Bereich Multi-Media über die IG Medien sind bereits angelaufen.

Doch nicht überall sieht es so rosig aus, räumte der eigens aus der Stuttgarter Zentrale angereiste ÖTV-Vorsitzende Herbert Mai ein. In Bayern oder Baden Württemberg betrachte man mit „große Sorge“, ob die ver.di-Präsenz in der Fläche gewährleistet werden kann. Verhandlungsbedarf sieht die Hamburger Regionalkonferenz der ÖTV allerdings noch in der Frage der Budgetierung. In den ver.di-Landesbezirken soll es künftig 13 autonome Fachbereiche geben.

„Wer hat letzlich das sagen: Die Fachbereiche oder der Landesbezirk“? fasst ÖTV-Sprecher Jens Hnyk die Kontroverse zusammen, sieht aber den Kompromiss in der Mitte. Ohne die Autonomie in Frage zu stellen, müssten auch Mittel vorhanden sein, um „tote Bereiche“ wie von Betrieben „outgesourcte Computerabteilungen“ oder neue Branchen – „weiße Flecken“ – gewerkschaftlich zu bearbeiten, die von den eigentlichen Fachbereichen nicht erfasst werden. Die ÖTV-Zentrale will im März ihr Okay zu ver.di geben.

Kai von Appen