Führungsschwache Feuerwehr

Nicht nur technische Pannen, sondern auch mangelnde Vorbereitung und Managementfehler führten zum Silvesterchaosbei der Feuerwehr. Die Grünen fordern den Rücktritt von Feuerwehrchef Albrecht Broemme. Doch die CDU stützt ihn

von DOROTHEE WINDEN

Das Silvesterchaos bei der Feuerwehr ist nicht allein auf technische Pannen zurückzuführen, sondern auch auf mangelnde Vorbereitung und Führungsschwächen in der Feuerwehr-Leitstelle. Dies geht aus einem 25-seitigen Bericht der Feuerwehr hervor, der gestern im Innenausschuss beraten wurde.

„Der Bericht ist deutlich schonungsloser als das, was Feuerwehrchef Albrecht Broemme dem Ausschuss Ende Januar vorgetragen hat“, stellte der grüne Abgeordnete Wolfgang Wieland fest. Wie berichtet war in der Millenniumsnacht kurz nach Mitternacht der Hauptcomputer der Feuerwehr ausgefallen. Der Rückgriff auf ein zweites System sowie weitere technische Komplikationen führten schließlich zu einem noch nie dagewesenen Einsatzchaos und einem erheblich verspäteten Eintreffen der Feuerwehrleute.

Das zweite System war der großen Menge von Alarmmeldungen nicht gewachsen. Es kam zu einem enormen Rückstau in der Weiterleitung, weil nur zwei Computerdrucker angeschlossen waren. In dem Bericht heißt es dazu, „dass die Kapazitäten der beiden Drucker zwar bekannt waren, die Auswirkungen jedoch nicht“. Ein Probelauf mit dem zweiten System war unterblieben. Auch die Computertests waren unzureichend: Das Programm, das den fatalen Fehler nach Mitternacht auslöste, war erst am 20. Dezember installiert worden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Jahr-2000-Tests bereits abgeschlossen. Danach hatte der Systemadministrator der Feuerwehr nur noch „kleine Tests“ durchgeführt, ohne seine Vorgesetzten zu unterrichten. „Wir hätten das anders entschieden“, so Broemme gestern.

Als Schwachstelle erwies sich laut Bericht auch die Feuerwehrleitzentrale selbst: Nicht alle Mitarbeiter seien den hohen Anforderungen gewachsen. In der Leitung gebe es „Führungsschwächen“. Mitarbeiter hätten Lücken bei der Bedienung der Systemtechnik, beim einsatztaktischen Verständnis und der Stressbewältigung. Einige Mitarbeiter sollen nachgeschult, andere versetzt werden. Wie Broemme erläuterte, ist der Dienst wegen des hohen Stressfaktors und der 12-Stunden-Schichten so unattraktiv, dass es schwer ist, geeignetes Personal zu finden.

Die SPD-Abgeordnete Heidemarie Fischer nannte es „befremdlich“, dass Broemme die Verantwortung auf nicht ausreichend qualifiziertes Personal in der Leitstelle schiebe. Auf „personelle Konsequenzen“ für Broemme, wie sie Wieland forderte, will die SPD zunächst aber verzichten. „Er muss aufpassen, dass ihm keine weiteren Pannen passieren“, sagte Fischer. Sie wolle „abwarten“, wie sich Broemme „im Laufe des Jahres“ bewähre. Der CDU-Abgeordnete Roland Gewalt und Innensenator Eckart Werthebach (CDU) setzen hingegen auf „sachliche und fachliche“ Verbesserungen bei der Feuerwehr – mit Broemme.