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: Häuser aus Brot und ohne Ziel

„Olli, Tiere, Sensationen“ (So., 22.15 Uhr, ZDF)

Da sitzt einer, sitzt in einem gepolsterten Sitzmöbel und sonst eher kargen Studio und sagt – ernst, ausformuliert, genüsslich – seine eigenen Sketche an. Früher hieß das Sitzmöbel mal Sofa, und wer draufsaß, hieß Loriot.

 Seitdem ist viel passiert. Loriot beispielsweise ist 77 geworden. Und ein gewisser Olli Dietrich, der Jahre zuvor mal auszog, gemeinsam mit Wigald Boning und RTL die Witzischkeit am anderen Ende der Loriotskala zu erkunden (und schon damals nie besonders sympathisch war), hat’s inzwischen zu einem Lakaienjob bei „Wetten, dass ...?“ gebracht. Seit Sonntag sitzt er nun fest im Sessel seiner eigenen Komikshow beim ZDF. Und die wiederum setzt eher auf sperrige Sorgfalt denn auf den schnellen Lacher. Das ist einerseits gut so, aber – einmal abgesehen von den Sitzmöbelmoderationen und Erwartungshaltungen – offenbar auch Grund genug für den im Vorfeld leichtfertig überstrapazierten Vergleich mit dem alten Meister.

 Letzterer hatte schließlich ein Thema (Bürgerlichkeit) und ein Ziel (Anarchie). Dietrich hingegen ist schon angekommen. Seine Sketche sind nicht pointengeil, sie sind pointenlos. Oder gaga. Oder Dada. Oder selbstgefällig. Dietrich kann fließend Bairisch, Rheinisch, Sächsisch usw.; er kann aussehen wie Mooshammer oder wie ein Edelproll; und in der Rubrik „Das wirklich wahre Leben“ (Alkoholikermonolog an der Eckimbiss-Theke), die kommenden Sonntag hoffentlich fortgesetzt wird, kann er weit mehr als nur das Genre Dokusoap persiflieren. Doch wenn Dietrich mal Häuser aus Brot bauen, mal Kopfschmerzenschuhe verordnen lässt, dann ist das so lustig und beliebig wie, sagen wir, Mathematiker Sit-ins oder der Modesport Jazz-Rafting oder die Generation Minigolf – und was einem sonst noch einfällt, wenn man zusammensetzt, was nicht zusammengehört.

 Denn es gibt einen Unterschied zwischen Ironismus und Ironie, zwischen Geste und Haltung, Einfallslosigkeit und Stil. Oder ist dieser Olli Dietrich einfach nur zu unsympathisch, um ihm einen Lacher schenken zu wollen? csch