Urteil gegen New Yorker Corpsgeist

In Brooklyn wurden New Yorker Polizisten wegen Strafvereitelung verurteilt, weil sie durch Falschaussagen einen Kollegen schützen wollten, der 1997 an der Folterung des Haitianers Abner Louima in Polizeigewahrsam beteiligt gewesen sein soll

aus WashingtonPETER TAUTFEST

New Yorks Polizei kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nicht ganz zwei Wochen, nachdem in Albany, New York, ein Gericht vier Polizisten freigesprochen hatte, die den unbewaffneten Amadou Diallo vor einem Jahr in der Bronx erschossen hatten, verurteilte ein Bundesgericht in Brooklyn drei Polizisten der Mitwisserschaft sowie der Absprache zur Verdunkelung und Strafvereitelung in dem anderen Fall von Polizeibrutalität, der die New Yorker und internationale Öffentlichkeit empört hatte. Wieder waren die Szenen im Gerichtssaal herzzerreißend. Hatten sich in Albany die freigesprochenen Polizisten unter Tränen der Erleichterung umarmt, brachen die drei verurteilten Polizisten in Brooklyn weinend zusammen. Der Hauptangeklagte Charles Schwarz stürmte, laute Verwünschungen ausstoßend, aus dem Gerichtssaal. Sein Anwalt beantragte, ihn wegen Suizidgefahr unter besondere Aussicht zu stellen. Die Mutter eines anderen Angeklagten fiel in Ohnmacht.

Vor drei Jahren war der Haitianer Abner Louima bei einer Musikveranstaltung im nächtlichen Brooklyn festgenommen und unter Schlägen zur Wache gefahren worden, wo ihn ein Alptraum an Folter und Misshandlung erwartete. Wachtmeister Justin Volpe hat letztes Jahr gestanden, Abner Louima auf der Toilette den abgebrochenen Stil eines Besens in den After gerammt und dabei Enddarm und Blase zerrissen zu haben. Volpe wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Als Mittäter wurde Charles Schwarz verurteilt, der Abner Louima dabei festgehalten haben soll. Er und die anderen bestreiten aber, dass er dabei war.

Im Prozess, der vorgestern zu Ende ging, ging es nicht um die Tat selber, sondern um Absprachen, mit denen Tathergang und Schwarz’ Rolle verdunkelt werden sollten. Als Beweismittel führte die Staatsanwalt die Tatsache an, dass die vier Beamten an die 30 Telefongespräche miteinander geführt und sich im Keller der Wache mit einem Vertreter der Gewerkschaft getroffen hatten. Was dabei allerdings besprochen wurde, konnte nicht dokumentiert werden.

Schwarz selbst macht geltend, dass er gar nichts zu verbergen hatte, weil er an der Untat nicht beteiligt war. Volpe beteuerte nochmals, dass Schwarz bei der Misshandlung nicht dabei war. Louima, der bei der Urteilsverkündung nicht anwesend war, hatte Schwarz zwar nicht wiedererkannt, aber ausgesagt, dass es der Fahrer des Polizeiwagens gewesen sei, der ihn in der Toilette festgehalten habe – und das war Charles Schwarz.

Die Verteidigung und die Verwandten der drei Beamten sehen in dem Urteil eine Fernwirkung des Diallo-Urteils von Albany und glauben, dass sie den Freispruch der vier Todesschützen ausbaden müssen. Die Staatsanwaltschaft wollte mit dem Verfahren gegen die Mauer des Schweigens vorgehen, die Polizeiübergriffe umgibt. Dabei sind die Fälle Diallo und Louima sehr verschieden. Die vier Polizisten, die in der nächtlichen Bronx Amado Diallo erschossen, taten, wozu sie beauftragt waren: Sie sollten potenziell Bewaffnete stellen und entwaffnen.

Ein für die Verfahren entscheidender Unterschied: „Geschworenengerichte verurteilen nicht gern Polizisten, die in Erfüllung ihres Auftrags Fehler – auch schwere – begehen“, schreibt Scott Turow, ehemals selber Staatsanwalt in Chicago, in der Washington Post.