Und der Kunde?

Die Allianz AG kriegt die Kleinkunden. Filialen werden geschlossen

BERLIN taz ■ Bei der anstehenden Fusion zwischen den beiden Banken wird sich auch für die über 10 Millionen Kunden allerhand ändern. Die 7,5 Millionen der Deutschen Bank haben schon Übung: Sie wurden im vergangenen Jahr zu einem großen Teil in die Deutsche Bank 24 umgeleitet. Nach gestrigen Informationen aus Wirtschaftskreisen – sie sind von den Firmen nicht dementiert – sollen nun auch noch die Kunden der Dresdner in den Topf geworfen werden und dann allesamt in eine Tochtergesellschaft der Allianz Versicherung übertragen werden. Auch die Fondstochter der Deutschen, die DWS mit einem verwalteten Vermögen von über 200 Milliarden Mark, geht demnach an die Allianz über.

Damit werden die Masse der Kunden künftig von einer Versicherung versorgt, die nun guten Einblick in die Geldverhältnisse ihrer Kunden hat. Jeder, der seine Bankfiliale aufsucht, wird damit potenzieller Käufer auch einer Versicherung aus dem Angebot der Allianz. Solche Versuche eines Allfinanzkonzerns hat es schon bisher gegeben. So besitzt zum Beispiel die Deutsche Bank einige Versicherungsgesellschaften. Der Verkauf von Versicherungen über die Bankschalter ging aber schleppender als gedacht. Die Konzerne scheinen nun einen neuen Anlauf nehmen zu wollen.

Auf Kontogebühren etc. dürfte die Fusion nur wenig Auswirkungen haben: Die Banken verlangen immer so viel, wie kriegen können. Hier wirkt sich eher die Konkurrenz durch Internet-Banken aus. Diese verlangen weniger als die klassischen Banken, weil sie die teuren Filialen nicht bezahlen müssen und in ihren Call-Centern schlechter bezahlte Leute beschäftigen. Deshalb wird sicher die neue Deutsch-Dresdner ihre Kunden ins Onlinebanking drängen.

Damit werden einfache Kunden und profitablere, vermögende Anleger getrennt. Geschäftskunden berät die neue Bank für ihre Kredite, Börsengänge oder Firmenfusionsabsichten weiterhin persönlich.

Was sich künftig alle teilen müssen, ist die schrumpfende Zahl der jetzt noch 3.800 Filialen weltweit. Hier reicht eine Filiale pro Stadtviertel, diverse mittlere Manager müssen sich auf andere Funktionen umorientieren, ihre Stellen werden auf lange Sicht gestrichen, Genau wie bei Gebietsleitungen und Auslandsniederlassungen. REM