Rewind My Selekta

■ u spät oder zu früh: Smith & Mighty liegen leider zu sehr in der Mitte

Das mit dem Spaß mag man ihnen noch nicht so richtig abnehmen. Vorsichtig, um nicht zu sagen misstrauisch gegenüber der mittlerweile rundum freundlichen Öffentlichkeit guckt Rob Smith aus dem Nähkästchen. Der mitgereiste Peter D. Rose, dritter Mann an den Reglern, hatte heute eine Downbeat-Zigarette zuviel und betreibt intensive Augeninnenlidmassage.

So langsam die Rhythmik, so schwerfällig bahnen sich die Antworten ihren Weg über den voll gekrümelten Tisch. Dabei ist endlich und wirklich alles gut. Nach einem halben Jahrzehnt vertragsgebundenen und veröffentlichungslosen Major-Unglücks sind die Männer der ersten Bristol-Stunde bei den finanzkräftigen Rehabilitierern von Studio K7! in liebe- und respektvollen Händen. Hier wurde ihre Renaissance mit einer hübschen DJ-Kicks-Folge eingeläutet, und nun darf ohne Wenn und Aber gealbumt werden, auf dass die Welt nach zehn Jahren Bristol-Mania erfahren darf, wo das alles herkam.

Wobei Rob nicht müde wird, zu betonen, dass sie keinesfalls die Pioniere sind, „wenn, dann Pop Group und Rip, Rig & Panic: all jene, die Experiment und Soul in Punk gebracht haben. Wir sind nur in der Mitte.“ Genau das ist die Tragik von Smith & Mighty: zu spät beziehungsweise zu früh dabei gewesen zu sein. Daran scheiterte ihr Label, deswegen hatte Bass Is Maternal und auch das More Rockers-Downbreakbeat-Outlet nicht den Durchbruch, den Bristols große Drei hatten. Und natürlich das Major-Loch, das die Rückkehr zum Dub erzwungen hat, denn anders als abstrakt hätten sie ihre vielen guten Ideen nicht aus den Vertragsbindungen überführen können. Deshalb – und nicht weil sie das gute Gesangsstück unbedingt dem instrumentalen Schmankerl vorziehen – ist Big World, Small World jetzt so stimmenbeladen, rund und beinahe klassisch geworden.

Rewind My Selekta. Das musste endlich mal gemacht werden, genau wie die neue Freiheit sie zu diversen Projekten Richtung Jazz und Jamaika führt, wobei sie aber niemals den Nabel ihrer Welt aus dem Auge verlieren. Bristol forever – das wird auch klar, als ich es wage, die Parallele zu Rockers HiFi zu ziehen. Da erwacht sogar Peter. „Haben wir nichts mit zu tun“, brummt er, „die kommen aus dem Norden.“ Holger in't Veld

Mi, 15. März, 21 Uhr, Schlachthof