„Wir bringen die Kultur hierher“

Mit dem neuen Filmhaus auf dem Sony-Gelände am Potsdamer Platz entsteht ein anspruchsvolles Filmzentrum neben den kommerziellen Entertainment-Centers. Das Kino Arsenal und das Filmmuseum eröffnen, der Mediathek mangelt es an Geld

von SILVIA LANGE

Die gelbe Glühbirne, die bei den Freunden der Deutschen Kinemathek immer dann blinkt, wenn das Telefon geklingelt hat, kommt nicht mit in die Umzugskartons. Die selbst gebastelte Telefonblinkanlage wird im neuen Filmhaus am Potsdamer Platz überflüssig sein: Dort werden „die Freunde“ nicht mehr so eng aufeinander sitzen wie in ihren kleinen Büroräumen neben dem „Arsenal“ in der Schöneberger Welser Straße. Jetzt stecken sie erst mal mitten im Umzugsstress. Am 1. Juni wollen sie das Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz wieder eröffnen.

In unmittelbarer Nähe zu den Multiplexen und Imax-Kinos auf den Geländen von Sony und Debis soll im Filmhaus ein Filmzentrum der anderen Art entstehen: Hochwertiges Programmkino, ein Filmmuseum, eine umfangreiche Filmbibliothek und die geplante Mediathek werden das neunstöckige Filmhaus beleben. Erstmalig werden die Institutionen wie die Stiftung Deutsche Kinemathek, die Freunde der Stiftung Deutsche Kinemathek, die Deutsche Film- und Fernsehakademie und das Internationale Forum des Jungen Films in einem Haus vereint sein.

„Wir bringen die Kultur an den Potsdamer Platz!“, meint Erika Gregor, Mitbegründerin der Freunde der Deutschen Kinemathek und des Arsenals. Wenn die eingeschworene Zuschauergemeinde den Umzug von der gemütlichen Kuschelecke im Kiez zum glatten Potsdamer Platz mitmacht, wird sich das Publikum dort ändern. Gleichzeitig hofft Erika Gregor, auch Leute zu erreichen, „die aus Versehen zu uns reinkommen und von der Qualität der Filme begeistert sind“.

Auf das Laufpublikum setzt auch Hans Helmut Prinzler, Leiter der Stiftung Deutsche Kinemathek, die das Filmmuseum betreiben wird: „Die neuen Filme können die Leute in den Multiplexen sehen, aber bei uns wird erklärt, wo die Filme herkommen und in welchem politischen Zusammenhang die Filmentwicklung steht.“ Noch sind die Museumsräume im Rohbau, ab September soll die Filmgeschichte vom Buntfilm über Schwarzweiß bis zum Stummfilm dokumentiert werden. Neben Exponate aus dem Nachlass von Marlene Dietrich oder Fritz Lang sollen Berlin, Filme im Nazionalsozialismus und der deutsche Film im Exil die Schwerpunkte der historischen Ausstellung sein.

Ganz im Gegensatz zu den Hightech-Multiplexen setzt das Arsenal auch technisch auf bewährte Bedürfnisse für seine zwei neuen Kinosäle (240 und 80 Plätze): „Eine schallschluckende THX-Ausstattung kommt für uns nicht in Frage, sonst könnte man nicht ohne Mikrofon diskutieren und bei Stummfilmvorführungen das begleitende Klavier nicht hören“, erläutert Stefanie Schulte Strathaus, eine der drei Kinoleiterinnen. Von Super 8 bis Cinemascope sollen wie bisher alle Formate aufgeführt werden können, hinzu kommen neue digitale Techniken.

Wann die geplante Mediathek ins Filmhaus zieht, ist weiter ungewiss. Für die Programmgalerie der Hörfunk- und Fernsehgeschichte sind bisher nur zwei Drittel des Finanzbedarfs für die ersten fünf Jahre verbindlich gedeckt, sagt Dietrich Reupke, Referatsleiter Medien beim Berliner Regierungschef. Das Land will 8 Millionen Mark investieren, der Mischkonzern Vivendi 9,6 Millionen, ARD und ZDF insgesamt 7,5 Millionen und die Landesmedienanstalten 1 Million Mark. Insgesamt werden jedoch 37 Millionen Mark benötigt. Das Happy End steht also noch aus.