USA auf Sudan-Schmusekurs

US-Sonderbeauftragter Johnston spricht nach historischen Gesprächen in Khartoum von „Durchbruch“. Washington rückt allmählich von Südsudans Rebellen ab

KAIRO taz ■ Er kam, sah und reparierte. Der US-Sonderbeauftragte für den Sudan, Harry Johnston, hat seine viertägige Reise in die sudanesische Hauptstadt Khartoum als „Durchbruch“ gefeiert. Johnston, der gestern zu weiteren Gesprächen in Ägypten eintraf, war in den Sudan gefahren, um das zu flicken, was an amerikanisch-sudanesischen Beziehungen noch übrig ist. Jetzt spricht man wieder miteinander.

„Isolation“ lautete das bisherige Schlagwort im US-Außenministerium gegenüber dem islamistischen Regime in Khartoum. Der Sudan galt als Paria-Staat in einer Linie mit dem Irak, Libyen, Nordkorea und Kuba. Menschenrechtsverletzungen, Gastfreundschaft gegenüber „Terroristen“ und der blutige Bürgerkrieg im Süden des Landes machten Khartoum in der offiziellen US-Politik zum Aussätzigen. Seit vier Jahren lebt kein US-Diplomat mehr in dem afrikanischen Land, die Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt ist verrammelt. Im Sommer 1998 legten US-Raketen in der sudanesischen Hauptstadt eine pharmazeutische Fabrik in Schutt und Asche. Den Beweis für die Behauptung, dass es sich um eine geheime Chemiewaffenschmiede handelte, blieb Washington bis heute schuldig.

Johnston war der erste hochrangige US-Besucher im Sudan seit der Bombardierung. Schon seit einer Weile streckt Sudans Regierung die Fühler Richtung Westen aus. Im Juni 1999 erklärte Sudans Außenminister Mustafa Ismail Osman gegenüber der taz, die USA könnten ihre Botschaft in Khartoum wieder eröffnen: „Wir sind bereit, die bilateralen Beziehungen zu normalisieren“, sagte er. Und im Dezember entmachtete Präsident Omar Baschir den Parlamentspräsidenten Hassan al-Turabi, Führer der sudanesischen Islamisten.

In Washington begann daraufhin ein Umdenken – vielleicht auch ein wenig dadurch bedingt, dass die Europäer mit Khartoum längst wieder in einen Dialog getreten waren und ein kanadisch-chinesisch-malaiisches Konsortium dabei ist, neu entdeckte Ölfelder profitabel auszubeuten, während der Sudan auch die Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten aufbessert. „In seiner Isolationspolitik gegenüber Sudan sieht Amerika selbst immer isolierter aus“, schrieb kürzlich die Washington Post.

Also werden die politischen Koordinaten im State Department derzeit neu definiert. Galt es bisher, die Rebellen im Süden des Sudan zu unterstützen und damit das Regime in Khartoum zu destabilisieren, möchte Washington nun dazu beitragen, eine Lösung zu finden, um den Bürgerkrieg, der in den letzten 17 Jahren zwei Millionen Menschenleben gekostet hat, zu beenden. „Die USA wünschen keine Abspaltung des Südens vom Rest des Landes“, ließ Johnston jetzt in Khartoum verlauten. Eine Abspaltung würde nur zu noch mehr Komplikationen im Süden führen. Es war die bisher klarste Absage Washingtons an die Kriegsziele der untereinander zerstrittenen Rebellen im Süden – und eine Absage an fundamentalistisch-christliche Gruppen in den USA. Die leisten in Washington seit Jahren Lobbyarbeit für die südsudanesischen Rebellen.

KARIM EL-GAWHARY