Siemens will „atomfrei“ sein

Rückbau der alten MOX-Fabrik in Hanau bis 2004. Neue Anlage soll nach Russland

HANAU taz ■ Was ist schon der Bau einer Atomanlage gegen ihre Demontage? Rund 1,4 Milliarden Mark wird Siemens der Rückbau der alten Mischoxid-(MOX-)Brennelementefabrik, der Uran-Brennelementefabrik in Hanau und von zwei kleineren Atomanlagen im benachbarten Karlstein kosten. Das ist weit mehr, als für deren Errichtung ausgegeben wurde. Bis zum Jahre 2004 solle der Rückbau der alten MOX-Anlagen abgeschlossen sein, sagte Helmut Rupar gestern in Hanau. Leergefahren worden ist die Anlage schon zu 60 Prozent. In ihr wurden bis zur Stilllegung durch den hessischen Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) – nach einer Serie von Störfällen – Brennelemente aus Plutonium und Uran assembliert. Jetzt geht es um den Rückbau insbesondere der hoch radioaktiv verseuchten „Handschuhkästen“. Die öffentliche Erörterung findet am 14. März statt.

„Siemens will atomfrei werden“, sagte Rupar bestimmt. Als die Anlage 1991 abgeschaltet wurde, befanden sich dort 2.200 Kilogramm hochtoxisches Plutonium; die Hälfte davon in Form von Brennelementen für den Schnellen Brüter in Kalkar. 550 Kilogramm – fertige Brennelemente und Plutoniumoxyd – wurden bereits nach Frankreich und nach Dunray in Schottland transportiert. In Hanau und im so genannten Bundesbunker befinden sich nach den Angaben von Siemens noch 1.650 Kilogramm Plutonium; zum großen Teil bereits als transportfähige Lagerbrennelemente. Die gehören den deutschen Energieversorgungsunternehmen (EVU) und sollen in den Besitz der französischen Atomfirma Cogema übergehen – zum Nulltarif. Cogema will aus den Lagerbrennelementen das Plutonium wieder extrahieren und für den Bau von MOX-Brennelementen verwenden. Die beim Rückbau anfallenden radioaktiven Abfälle will Siemens –zusammen mit Zement – in 3.500 Fässer mit einem Volumen von 200 Litern füllen. Bis zu 15 Fässer kommen dann in einen Container „für eine sichere, auch oberirdische Zwischenlagerung“.

Rupar äußerte sich auch zu dem „Abrüstungsplan“, russisches Waffenplutonium in der noch in Hanau stehenden neuen MOX-Fertigungsanlage für den Einsatz in zivilen Reaktoren zu verarbeiten. Siemens sei zur Demontage dieser nie in Betrieb gegangenen Anlage und zum Wiederaufbau in Russland bereit.

KLAUS PETER-KLINGELSCHMITT