Ganz nah am Glücksspiel

■ Die Blue Devils starten mit neuem Coach, neuen Spielern und neuen Sponsoren in die Saison

Ob Axel Gernert, der Präsident der Hamburg Blue Devils, mit seinem neuen Sponsor glücklich wird? Die Internet-Firma jaxx.de bietet Sportwetten im Netz an. Und deren Repräsentant Mathias Dahms begründete auf der gestrigen Pressekonferenz zur Saisoneröffnung ziemlich präzise, warum sein Unternehmen bei Hamburgs Football-Team Nummer eins eingestiegen ist: „Football ist ganz nah an unserem Produkt, an Glücksspielen.“

Aber Gernert konnte ja noch weitere neue Sponsoren vorstellen. So erweitert die Holsten-Brauerei ihr Engagement bei den Teufeln. Denn Bier und Football passen ebensogut zusammen wie Party-Stimmung bei den Spielen und Event-Marketing, erklärte Thorsten Terlohr vom Hamburger Hopfengiganten. „Auf die Freundschaft“, der Slogan der Brauer, ließe sich ganz leicht auf die Devils übertragen und betone die Affinität zur jugendlichen Zielgruppe. Da trifft es sich doch ganz gut, dass der dritte neue Geldgeber, die Ford Werke AG, mit dem Spruch „Die tun was“ wirbt. Außerdem habe Ford ja genauso wie die Devils ein Stück Amerika nach Deutschland getragen, wie die Vertreterin Sibylle Lange befand, auch wenn sich der Autohersteller inzwischen eher als deutsches Unternehmen verstehe.

Allerdings könnte jaxx.de am meisten von der neuen Partnerschaft profitieren. Mit American Football erwächst dem E-Com-merce-Anbieter ein neuer Markt. So möchte die Tochtergesellschaft von fluxx.com zusammen mit den Devils durchsetzen, dass bei der Sportwette Oddset in Zukunft auch auf Spiele der German Football League gewettet werden kann. Über diesen Weg könnte man bei den Kielern auch an die Vermarktungsrechte im Internet herankommen. Deren Wert ist im Moment zwar noch nicht gerade groß. Sollten sich Football und die Blue Devils aber in Deutschland so exponentiell weiterentwickeln, steckt in der Kooperation eine Menge Geld.

In welcher finanziellen Größenordnung sich das Engagement der Sponsoren beläuft, wollte gestern keiner der Pressevertreter wissen. Zu sehr ist bekannt, dass Gernert zwar gerne über Erfolge spricht, Zahlen dabei aber geflissentlich verschweigt. So musste der Präsident diese Frage selbst stellen und gleich beantworten: „Wir haben uns zumindest nicht verschlechtert.“ Davon waren aber ohnehin alle ausgegangen, die Gernert als cleveren Geschäftsmann kennen.

Dass eine neue Saison ins Haus steht, war gestern aber weniger von Interesse. So machte auch der neue Headcoach Lee Rowland erst einmal seinen Kotau vor den Geldgebern: „Es ist gut, dass wir diese Sponsoren haben.“ Erst dann benannte er das Ziel für die neue Spielzeit: „Wir wollen mindestens einen Titel zurück an die Elbe holen“, entweder die German oder die Euro Bowl, also die Deutsche Meisterschaft oder den Europapokal. Am liebsten aber beide.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Devils gleich 25 neue Spieler verpflichtet. Noch nicht dabei ist ein neuer Quarterback, der den nach Italien gewechselten Dino Bucciol ersetzen könnte. Ursprünglich planten die Teufel mit Tyler Grovesteen von den Kiel Hurricanes, der jedoch seine Zusage zurückzog, um weiter an der Förde zu spielen. Das findet Rowland aber gar nicht schlimm: „Jetzt können wir einen besseren finden.“

Aber selbst mit diesem im Team wird Axel Gernert bei jaxx.de nicht auf kommende Siege seiner Devils wetten. Aber nicht, weil er seinen Spielern solche Erfolge nicht zutraut. Der Grund dafür ist ein viel ehrenhafterer: „Das gehört sich nicht.“ Eberhard Spohd