Hamburger Tagesspiegel?

■ Hamburger Rundschau vor dem Aus. Belegschaft will die Zeitung übernehmen

Die Wochenzeitung Hamburger Rundschau (HR) soll der Belegschaft übergeben werden. Mit dieser Forderung unterstützen die Journalistenverbände DJU und DJV ein entsprechendes Übernahmeangebot der Belegschaft an die Verleger Hans Barlach und Josef Depenbrock. Sonst steht das krisengeschüttelte Blatt wieder einmal vor dem Aus. Depenbrock bestritt gestern, dass sich ihm gegenüber die Belegschaft „erklärt“ habe. Stattdessen bestätigt er aber indirekt taz-Informationen über Kontakte zum Berliner Tagesspiegel, der für den Aufbau eines Hamburger Lokalteils wohl eine komplette Redaktion sucht.

Die HR ist vor knapp 20 Jahren als kritische Wochenzeitung gegründet worden. Die immer wieder wechselnden Inhaber vermochten es seither aber nicht, der Zeitung eine Existenzgrundlage zu verschaffen. Immer wieder schlitterte die HR von Pleite zu Pleite.

Im April 1999 nahmen der Kunsterbe Barlach – seit Anfang des Jahres mit Frank Otto Mitinhaber der Hamburger Morgenpost – sowie Depenbrock das Zepter im HR-Verlag „Himmelblau“ in die Hand. Der Mantel der Zeitung wurde von der Freiburger Zeitung am Sonntag eingekauft, der Umfang auf 20 Seiten eingedampft und der Erscheinungstag auf Montag umgestellt. Dies führte zu Qualitätseinbußen bei der renommierten HR-Beilage „Up to dates“. Die Auflage sackte in der Folge weiter ab.

In den vergangenen Wochen ist es dann zum großen Knatsch gekommen. „Ich habe der Hälfte der Belegschaft gekündigt“, bestätigt Depenbrock. Wie es weiter geht, sei unklar: „Wir verhandeln mit mehreren Verlagen.“ Eine Kooperation mit dem Tagesspiegel sei nicht abwegig. Depenbrock: „Das ist eine Zeitung, die in Hamburg gut ankommen würde – nicht Springer pur.“

Die Übernahmeforderung von HR-Mitarbeiter-Sprecher Uwe Driest hält er für absurd: „Er möchte gern die Titelrechte ohne Lasten und Sorgen haben – von mir kriegt er sie nicht.“ DJU und DJV würden hingegen eine „Fortführung der HR in eigener Regie“ begrüßen und attackieren zugleich Depenbrock, der seit 1. März Mopo-Chefredakteur ist: „Der demonstrierte Umgang mit den HR-Mitarbeitern ist keine Empfehlung für die länger-fristige Sicherung der Arbeitsplätze bei der Mopo.“ Kai von Appen