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■ Stadt Papenburg macht drei Biotope platt / Umweltverbände klagen

Papenburg – Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der World Wildlife Fund (WWF) haben gestern die Stadt Papenburg beim Landkreis Emsland verklagt. Der Grund: Die Stadt soll drei Biotope neben der Ems von gut 8.000 Quadratmetern platt gemacht haben (die taz berichtete). Zudem hat ein privater Anrainer die Sadt jetzt wegen der gleichen Sache verklagt. Der Landesverband der Bürgerinitiativen Umweltschutz erwägt auch eine Klage.

Der Anlass für den Streit ist das Vorhaben, den Papenburger Hafen für 80 Millionen Mark auszubauen. Auch dies soll eine versteckte Subvention für die Papenburger Meyerwerft sein, klagen Kritiker. Der grösste Arbeitgeber der Region ist weltbekannt für seine riesigen Passagierschiffe, die so schwer von der Kleinstadt im Binnenland zur Nordsee durch die schmale Ems zu fädeln sind. Deswegen bauen Bund und Land für 500 Millionen Mark eine Stausperre in den Fluss.

Die Stadt Papenburg stellt dies anders dar. Laut Förderungsantrag soll der Ausbau dem Stadthafen nutzen. Pläne zeigen aber, dass zuerst die Werft profitiert. Sie könnte, anders als bisher, gleich zwei Riesenschiffe in den Hafen legen. Problem Nummer eins: Der Hafenbau und die entsprechende Finanzierung sind noch nicht endgültig geregelt. Problem Nummer zwei: In diesem Jahr soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Problem Nummer drei: Dem Hafenausbau standen die drei Biotope im Weg.

Den Abriss der Biotope hat die Stadt Papenburg ordnungsgemäß beim Landkreis beantragt. Dessen Genehmigung liegt nicht vor. Der Landkreis erlaubte lediglich forstliche Unterhaltungsmaßnahmen und Baumbeschnitt. Arbeiter der Stadt rückten jedoch mit schwerem Gerät an und fällten die Auwäldchen. Dem öffentlichen Aufschrei begegnet Bürgermeister Nehe mit einer Sprachangleichung gegenüber dem Landkreis. „Alle Maßnahmen sind genehmigt und in Absprache mit dem Landkreis vorgenommen worden“, so die offizielle Sprachregelung. Nur einer springt dummerweise aus der dem offiziellen Sprachrahmen. Aber der ist noch neu. Der Papenburger Baustadtrat Dirk Landeck schleuderte dem fragenden Journalisten empört entgegen: „Was wollen Sie eigentlich? Wir haben nichts kaputt gemacht, wir haben nicht gerodet und die Baumstümpfe im Erdreich gelassen.“ Problem Nummer vier: Es wurde gerodet, zumindest durch schwere Maschinen der Boden umgepflügt. Und es wurden Baumstümpfe ausgerissen.

Aber sich angesichts des augenscheinlichen Kahlschlags über solche „Detailwahrheiten“ zu streiten, ist den Verantwortlichen müßig. Obwohl ein Biotop erst vor ein paar Jahren als Ausgleichsmaßnahme aufgeforstet worden war. Jetzt ist da Mondlandschaft. Sollte der Papenburger Hafen tatsächlich wie geplant ausgebaut werden, wird auch eine erst vor einem Jahr fertiggestellte Spundwand zwischen den Biotopen wieder abgerissen. Vormalige Baukosten: 28 Millionen Mark. schuh