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: Was Erlebnisapotheken mit halb toten Tüpfelhyänen und Roboteraffen zu tun haben

HUSTINETTENBÄR SCHLÄGT EBOLABAZILLE

Lust auf Abenteuer? Gehen Sie doch mal wieder in eine Erlebnisapotheke. Doch, doch, die gibt es, und ich war sogar schon für Sie dort. Das war vielleicht aufregend! Gefährliche Ebolabazillen lieferten sich mit wildem Geheul ein spannendes Wettrennen, der Hustinettenbär schlug sich brummelnd durch L’Oreal-Plenitude-Cremeschachteln, und vor dem Bezahlen musste ich erst einen reißenden Wildbach aus Rhinopront-Spray durchqueren. Irre. Und irgendwie auch schrill.

Ich hab meine Erlebnisse in einem Abenteuerroman niedergeschrieben, sehr hemingwayesk, kein Satz über fünf Worte und so. Warum nicht mal anderer Leute Stile ausprobieren? Eben. Gucken wir gleich mal noch ein paar Könnern und Kennern über die Schulter. Wie heißt das immer? „Das schreiben die anderen.“

Die Süddeutsche Zeitung zum Beispiel. Die hat auf ihrer „Umwelt, Wissenschaft, Technik“-Seite, die so hübsch nach „WUK“ klingt (in meiner Schulzeit die legitime Abkürzung für Welt- und Umweltkunde) eine wunderhübsche Unterzeile: „Der Konkurrenzkampf mit den Zwillingsbrüdern oder -schwestern bedeutet für viele junge Tüpfelhyänen den Tod“. Oooohhh! Die armen kleinen Tüpfelhyänen! Darunter ist ein Foto, auf dem ein Tüpfelhyänenzwillingskind ganz traurig und einsam und fast schon tot guckt. Und die SZ setzt noch einen drauf und schreibt unter das Foto „Schon früh müssen sich kleine Hyänen durchbeißen“. Können Sie sich vorstellen, wie niedlich so ein kleines, halb totes Tüpfelhyänchen schauen kann? Wenn das nicht sämtliche Östrogene und auch ein paar Testosterone weckt ... Kaum zu glauben, dass daraus mal so ein ekeliges, Aas fressendes Stinkding werden soll, das mit seinem Gebelle ständig Old Shatterhands Schlaf stört.

Was meint dagegen die De:Bug, die im Gegensatz zur tierlieben SZ gegen jegliche Kindchenschema-Tierbaby-Scheiße immun ist? „Ein Team der Nagoya-Universität hat“, so berichtet sie humorlos, „einen Roboter-Affen konstruiert, der sich von Ast zu Ast hangeln kann.“ Und trocken wie 120 Bond-Martinis weiter: „Der Affen-Bot hat 14 motorgesteuerte Gelenke ...“ Manno, De:Bug, ey, das ist doch unglaublich! Ein Affen-Bot!

Habt ihr nicht „Austin Powers 2“ gesehen, Liz Hurley als „Woman-Bot“? „Nee, haben wir nicht, so etwas gucken wir nicht, ist uns viel zu wenig intellektuell.“ Päh. Dann halt nicht. Ich hätte jedenfalls gerne so einen kleinen, fellbezogenen, meine Haare entlausenden und auf der Schulter sitzend in mein Ohr pustenden Affen-Bot. Und weil es ja ein Bot ist, stinkt der bestimmt auch kaum, und füttern und Affenmist wegputzen fällt flach. Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit Furby, das ist hässlich wie eine außerirdische Eulenmissgeburt, und außerdem möchte ich einen Bot, der hangeln kann. Ich habe einmal einen überaus reizenden Dokumentarfilm aus den 40ern gesehen, über ein Zoologenehepaar, das zwecks Verhaltensforschungsstudien ihren Sohn zusammen mit einem gleichaltrigen Schimpansenbaby hat aufwachsen lassen. Zuerst war alles noch sehr harmonisch, der Schimpi und das Kind wurden gewickelt, spielten mit Autos und Stoffaffen, lallten sich fröhlich im Kinderwagen zu. Aber dann: Der Junge fing an zu reden, während der Schimpi nicht über das Wort „Whuhuhu“ hinauskam, dafür hangelte sich der Schimpi plötzlich andauernd an den Lampen des Ehepaars entlang, und der Junge saß unten und brüllte.

Keine Ahnung, warum diese Kolumne heute so extrem bio- und zoologisch geraten ist. Ach, ich weiß es doch: Ich bin ja krank. Darum war ich auch in der eingangs erwähnten Erlebnisapotheke. Und außerdem: Was erwarten Sie von einer Kolumnistin, die beim Abi in ihrem dritten Prüfungsfach Bio zwölf (ja, zwölf!!!) Punkte für eine Arbeit zum Thema „Die gonosomale Aberration“ bekommen hat? Tschä. Das hätten Sie wohl nicht gedacht. Ehrlich gesagt war das auch mein bestes Ergebnis ever in Bio, und ich habe überhaupt keine Ahnung mehr, worüber ich da geschrieben habe. JENNI ZYLKA