Erst das Krankenhaus – und dann?

■ Ein spezielles Klinik-Nachsorgeprogramm betreut Pflegebdürftige zu Hause

Gudrun Kramer hat das Krankenhaus gründlich satt. Die 85-jährige Witwe hatte im Januar einen Schlaganfall und liegt seitdem in der Hamburger Universitätsklinik Eppendorf. Jetzt sehnt sie sich nach ihrem alten Leben in Klein Flottbek und nach ihrer Wohnung, in der sie seit mehr als 20 Jahren alleine lebt. Doch noch ist sie nicht in der Lage, ganz ohne fremde Hilfe auszukommen. Ihre Tochter lebt über 400 Kilometer von ihr entfernt, und auch sonst hat Gudrun Kramer niemanden, der sie in dieser schwierigen Anfangszeit zu Hause unterstützen könnte. Gelingt ihr die Rückkehr in ihre Wohnung aber nicht, bleibt langfristig nur noch die Unterbringung im Heim.

So wie Gudrun Kramer geht es vielen. Abhilfe schafft jetzt ein bundesweites „Krankenhaus-Nachsorgeprogramm“, das der „Verein für Pflege und Hilfe Daheim e.V.“ entwickelt hat. Bereits während des Klinikaufenthalts nehmen die Vereins-Mitarbeiter Kontakt zu dem Patienten auf und bereiten gemeinsam mit ihm die Rückkehr nach Hause vor; zusammen mit dem Hausarzt wird ein Pflegeplan erstellt. Die Betreuung daheim erfolgt dann rund um die Uhr. Der Pfleger begleitet den Kunden beim Gang zum Friseur, gibt Bello sein Fressen und ist auch nachts immer anwesend.

„Unsere Mitarbeiter sind sozial engagiert und stark bemüht, dem Patienten den nötigen Halt und auch neue Lebenslust zu geben“, sagt Geschäftsführer Peter Brenk. Die Pflegetätigkeit des Vereins ist in der Regel auf zwei Monate begrenzt: „Wir wollen, dass möglichst viele Patienten von unserem Angebot profitieren.“ Zudem, so Brenk, reichten erfahrungsgemäß 60 Tage vollkommen aus, „um festzustellen, ob ein Kunde sein altes Leben langfristig wieder aufnehmen kann“.

Anschließend sorgt der Heimkehrer dann selbstständig für sich oder er nimmt einen regulären Pflegedienst in Anspruch. Auch hier ist „Pflege und Hilfe Daheim“ zu Diensten, unterstützt die Kunden bei ihrer Suche nach einem geeigneten Pflegedienst und arbeitet diesen in seine Aufgaben ein. „Meist erholen sich unsere Kunden durch die intensive Betreuung aber soweit, dass sie anschließend mit sehr viel weniger Pflege auskommen“, sagt Brenk. Der Weg ins Heim könne dadurch in den allermeisten Fällen vermieden werden.

Dank Spenden und Förderbeiträgen liegen die Tagessätze relativ niedrig. Trotzdem muss der Kunde immerhin 260 Mark pro Tag für die „Rund-um-die-Uhr“-Pflege bezahlen. Wer Kontakt zum Verein aufnehmen möchte, kann dies kostenlos unter Tel.: 08 00/7 24 24 24 tun.

Sebastian Leber