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Das Pickel-Trauma: Jeder meint zu wissen, woher es kommt. Immer muss das unschuldige Schweinefleisch als Ursache herhalten  ■ Von Peter Ahrens

Es ist an der Zeit, sich zu entschuldigen. Beim Schwein und der Schokolade. Die müssen schließlich immer als mögliche Ursache für Pickel herhalten. Dabei hat das, was man da isst, gar keinen Einfluss auf das, was da sprießt. „Es ist ein pures Gerücht aus früherer Zeit, dass bestimmte Nahrungsmittel Pickel machen“, sagt die Hamburger Hautärztin Kirsten Wiese aus der dermatologischen Praxis Dr. Schaart. Stattdessen sind es mal wieder die Hormone, die tatsächlich schuld haben.

Pubertär ist schon schwer. Die Hormone machen, was sie mögen – und sie mögen offenbar keine reine Haut. Es ist die Hochzeit der Mitesser. Ohne die Teenager-Kundschaft wären die Hautarztpraxen jedenfalls erheblich leerer. „Die meisten unserer Patienten sind eindeutig jüngere Menschen“, sagt Wiese. Der Pickel ist der treue Begleiter der Jahre zwischen 15 und 20, danach ist zumindest bei Männern allerdings Schluss – es sei denn, die drückenden Jahre haben Spuren im Gesicht hinterlassen. Frauen haben dagegen oft auch ohne Narben weiterzuleiden – im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus tritt bei ihnen die so genannte Spätakne auf, die bis zu den Wecheljahren bleiben kann. Um zumindest ein bisschen Gerechtigkeit walten zu lassen, ist die Akne bei jungen Männern meistens stärker ausgeprägt als bei Frauen.

„So ein kleiner Pickel ist an sich kein Problem“, sagt Wiese, aber sage man das mal 15-Jährigen. „Es kommt schon vor, dass junge Leute verzweifelt in der Praxis sitzen.“ Und es kommen auch die, die pi-ckel-traumatisiert sind, obwohl die HautärztIn überhaupt nichts feststellen kann. Es ist halt ein psychisches Problem.

Vor allem deswegen, weil die Talgdrüsen gemeinerweise gerade da sitzen, wo man sie nicht haben mag: Im Gesicht, im Dekolleté, am Rücken. Das mit dem Rücken mag man in der Pubertät noch verschmerzen, bei den beiden anderen Regionen wird es schon schwieriger. Wenn sich die Mitesser so auf die Talgdrüsen setzen, dass der Talg nicht abfließen kann, dann sieht man am nächsten Tag im Badezimmerspiegel rote Knötchen und eitrige Pusteln – alles nicht schön.

Was nicht schön ist, sollte man ändern – aber nicht ausdrücklich. „Mit Ausdrücken erreicht man genau das Gegenteil von dem, was man will“, sagt Wiese. Der Talg wird beim laienhaften Ausquetschen nicht restlos entfernt, sondern wandert ins Gewebe, und es wuchert nur woanders weiter. Salben und Feuchtigkeitscremes auf Wasserbasis sind da schon besser, auch wenn man Geduld mitbringen muss. „Es dauert Wochen, bis sich Erfolg zeigt“, macht die Ärztin klar. Schneller gehts, wenn man sich die Arbeit von KosmetikerInnen abnehmen lässt. „Die jungen Leute sollten mal lieber eine CD weniger kaufen und das Geld in eine Kosmetikbehandlung inves-tieren“, findet die Medizinerin.

Fruchtsäure-Peeling, Vitamin A-Säure, und wenns ganz hart kommt, dann wird auch schon mal das Messer gezückt, um die Pusteln herauszustanzen, oder der Laser angesetzt – „wer heute rechtzeitig mit der Akne-Behandlung beginnt, der wird auch keine üblen Narben zurückbehalten“, glaubt Wiese an den medizinischen Fortschritt.

Was überhaupt nicht hilft, ist dauerndes Waschen, Rubbeln und Scheuern gar. „Damit trocknet man eher die Haut aus, als das Problem zu lösen.“ Denn: „Mit fehlender Hygiene haben Pickel gar nichts zu tun.“ Und mit Schokolade glücklicherweise auch nicht.