Waterkant-Country

■ Das Quartett „Fink“ lieferte im Magazin-keller gekonnt postgymnasiale Reime

Es war der Abend der Vorbands. Zuerst spielte die Bremer Singerin/Songwriterin C.E. Kuper einen ähnlich überzeugenden Set wie vor einigen Monaten bei „Godspeed“. Nur dass ihr Programm aufgrund musikalischer Nähe besser zu den Hamburgern von „Fink“ passte als zu den kanadischen Postrockern. Gekonnt nuschelte Kuper ihre schlicht-spröden Songs ins Mikro. Im Magazinkeller war das weit mehr als ein Beitrag zur Lokalquote.

Dann die vier Herren von „Fink“. Vor Jahren hat „Truck Stop“, erfolgreich, wie's schien, den Grundstein gelegt für die Überzeugung, dass countrybeeinflusste Musik mit deutschen Texten nie und nimmer funktioniert. Geht aber doch. Mit Banjo und Steelguitar schaffen „Fink“ es sogar, von der „Waterkant“ zu singen, ohne dass es irgendwie peinlich wird. Das ist an sich schon beachtlich. Songs wie „Herz aus Holz“ haben sogar durchaus Hitqualitäten.

Die Hamburger waren 1999 auch mal in Bremen, als Vorband. Im Magazinkeller war der Sound dankenswerter Weise geschlossener als beim Opening für „Element of Crime“. Apropos: Einer lief zu Beginn durchs Publikum, grölte ab und zu begeistert und streckte seine Hände gen Himmel. Ist er's oder ist er's nicht? Er war's. Gegen Ende nämlich legte Kratzhals Sven Regener (Element-of-Crime-Sänger) Brille und Mantel ab und griff zur Trompete. Auch das eine schöne Überraschung, denn wann erscheint eine Vorgruppe schon mal so erwünscht wie „Fink“. So sehr, dass der Chef des vormaligen Main-Acts ins kleine Bremen (zurück)kommt. Den Freunden gut gelaunt zur Seite zu stehen.

Das ist nett, doch nicht unbedingt nötig. Denn „Finks“ countrypopselige Show pendelt souverän zwischen lauten und leisen Tönen. Hatte man anfangs das Gehör auf die Musik konzentriert, um das befürchtete Abgleiten in Richtung Betroffenheitspop zu ignorieren, erwies sich selektives Hören bald als überflüssig. Nicht immer sinnreich, aber stets genau in die Songstruktur eingepasst sind „Finks“ Textzeilen. Viel Alltag, viel postgymnasiale Poesie. Aber nicht penetrant, sondern auch das darf man mal sagen: einfach schön. Es sind Stücke wie das vom „zynischen Kerl, der deine Träume verliest“, in denen auch Selbstironie anklingt. „Wir werden sehen, ob das Warten sich lohnt“, heißt es an einer Stelle. Nach knapp zwei Stunden wusste man: es hat. Tim Schomacker