Kein Platz für Höflichkeiten

■ Der Landesvorsitzende der schleswig-holsteinischen CDU Peter Kurt Würzbach kündigte nach Querelen seinen Rücktritt an

Der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende der CDU Peter Kurt Würzbach hat seinen Rücktritt angekündigt – nach einem Duell ohne Sieger: hier der bei der Landtagswahl gescheiterte Spitzenkandidat Volker Rühe, dort der von Rühe vor einem Jahr kalt gestellte Würzbach. Zwei Politiker, die sich in klaren Worten und heftigen gegenseitigen Attacken nichts schenkten, sehen ihre Felle davon schwimmen. Für den 63 Jahre alten Würzbach dürfte sein Verzicht auf den Landesvorsitz in Kiel das endgültige politische Aus bedeuten.

Für die schleswig-holsteinische CDU hat die Schlacht der beiden erprobten Politiker bis zur Zerreißprobe geführt. Den Höhepunkt bildete ein kleiner Parteitag nach der verlorenen Landtagswahl, in der es zum offenen Bruch zwischen Würzbach und Rühe kam. „Dabei war die Luft mehr als bleihaltig“, schilderte ein Teilnehmer der partei-internen Veranstaltung: Der ehemalige Verteidigungsminister Rühe und der frühere Stabsoffizier Würzbach im Kommandoton im Clinch – da blieb für höfliche Worte kein Platz.

Nach dem Eklat mehrten sich die Stimmen in der Partei, nun müsse ein Neuanfang gestartet werden. Mehrere Kreisverbände hatten bereits signalisiert, sie würden einen vorgezogenen Wahl-Parteitag beantragen. Sie wollten die angespannte Situation nicht bis zum Frühjahr 2001, dem offiziellen Termin für die Neuwahlen zum Landesvorstand, ertragen müssen. Mühsam versuchte der amtierende Vorstand die Kontrolle über das Geschehen zu behalten. Vor allem dieser – zwar von Würzbach installierte, aber auch von Rühe geschätzte – mahnte vor übertriebener Hektik.

Erste Schritte über den weiteren Fahrplan der Nord-CDU auf dem Weg zu einer Normalisierung werden vom geschäftsführenden Landesvorstand an diesem Montag in Neumünster erwartet. Dabei dürfte ein Termin für einen außerordentlichen Parteitag kurz vor oder kurz nach der parlamentarischen Sommerpause angepeilt werden. Wenn es nach dem Wunsch des amtierenden Vorsitzenden Würzbach geht, sollten potenzielle Nachfolgekandidaten sich auf Kreiskonferenzen präsentieren.

Als Kandidaten schälen sich derzeit im Norden lediglich zwei Namen heraus. Zum einen der 37 Jahre alte Wadephul und zum anderen der 48-jährige Europaabgeordnete Reimer Böge. Volker Mienkus