Schwach und schwächer

Hertha BSC Berlin spielt gegen Duisburg nur 0:0. Aufsichtsratschef Robert Schwan tritt zurück
Aus DuisburgMARKUS GELING

Kindliche, übermütige, also die sprichwörtlich ungetrübte Vorfreude sieht anders aus. Übermorgen spielt Hertha BSC beim renommierten FC Barcelona. Doch was für die Hertha vorläufiger Höhepunkt einer recht erstaunlichen Entwicklung werden sollte, ist auf einmal nur noch von nachrangiger Bedeutung. Manager Dieter Hoeneß bestätigte nach dem 0:0 beim MSV Duisburg die neue Prioritätenliste: „Wir haben in der Champions League nicht mehr die Möglichkeiten.“ In der Bundesliga hingegen stünden noch sechs Heim- und vier Auswärtsspiele aus, deshalb sei es „klar, dass wir da den Schwerpunkt legen“.

Das ist insofern interessant, als die samstägliche Leistung die Hoffnung auf ein weiteres Jahr in der verkappten Europaliga nicht wachsen lässt. „Fakt ist, dass wir besser Fußball spielen können und müssen“, so Hoeneß, der denn auch „nicht wirklich voll zufrieden war“. In der Tat: Spielerisch erfüllt Hertha derzeit nicht die Ansprüche, die an eine Spitzenmannschaft gestellt werden.

Die Gründe für den dürftigen Kick sieht Trainer Jürgen Röber in der fehlenden Kraft und in den dadurch notwendigen Umstellungen: „Ich muss regelmäßig wechseln, das ist ein Problem.“

Hinzu kommt, dass der Trainer die Struktur seines Teams ganz bewusst entscheidend verändert hat: Christian Fiedler ist neuer Stammtorwart, Dick van Burik Abwehrchef, Sebastian Deisler spielt mittlerweile neben Darius Wosz im zentralen Mittelfeld, und im Sturm soll Alex Alves der Punkte bringende Toreerzieler werden. „Alex bewegt sich noch manchmal falsch“, urteilte Röber.

Wie manch anderer bei Hertha auch, denn Spannung erzeugte das Spiel nicht. Nur zwei nicht gegebene Elfmeter (Handspiel Sverrisson, Töfting foult Wosz) sorgten für ein bisschen Aufregung.

Interessanter war die Frage, ob der nun endgültige Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Schwan die Arbeit bei der Hertha erschweren könnte. Röber legte darauf angesprochen erstaunt Stirn und Kinn in Falten: „Damit haben wir doch nichts zu tun. Das ist die Sache der Oberen. Da gibt es eine Aufsichtsratssitzung und dann ist gut.“ Sein Verhältnis zu Schwan sei prima: „Robert gibt manchmal sehr rustikale Kommentare von sich. Aber wer ihn kennt, weiß, wie das gemeint ist.“ Also alles nicht so wichtig, denn „solche Probleme gibt es auch bei anderen Vereinen“.

Stimmt. Zum Beispiel beim MSV Duisburg. Denn auch dort sind drei einflussreiche Mitglieder des Aufsichtsrates zurückgetreten, und der Vorsitzende Wolfram Weber soll über seine Demission nachdenken. Derweil steht der MSV kurz vor dem Abstieg. Dennoch pflegt Funkel weiterhin seine notorische Zuversicht: „Wir werden nicht aufstecken und werden weiterhin versuchen zu punkten.“

Kapitän Torsten Wohlert hat schon einmal ausgerechnet, wie oft man denn noch „punkten“ müsste: „Wir haben noch zehn Spiele, davon müssen wir Minimum sechs gewinnen.“ Besonders optimistisch wirkte er jedoch nicht. Und die Fans?

Gerade einmal 10.362 kamen zu diesem wegweisenden Spiel ins Wedaustadion. Und die waren alles andere als euphorisch. Deutlich wurde das, als der Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellung verlas: „Mit der Nummer 33 begrüßen wir: Mike ...!“ – Doch statt des erhofften „Büskens!“ bekam er aus der Kurve nur ein grummelndes Gemurmel zu hören. Beim MSV hat man die schwindende Anteilnahme am Schicksal des Klubs erkannt und mit einer Werbeaktion reagiert. Wer bis zum Saisonende Mitglied des Vereins wird, kann ein Auto gewinnen. Es dürfte wohl kaum ein Gewinnspiel geben, bei dem die Erfolgschancen größer sind.

Zitat:

Jürgen Röber über die Demission von Schwan

Damit haben wir doch nichts zu tun.Das ist die Sache der Oberen. Da gibt es eine Aufsichtsratssitzung und gut.