die stimme der kritik
: Betr.: Auto-Suggestive Botschaften

S-EX MIT DER F-DP

Gerade haben wir vernommen, dass die maltesische Kraftfahrzeugzulassungsstelle etwas gegen SEX hat. Jedenfalls als Buchstabenkombination von Malta-Benz und Malta-Opel. Der Minister für Verkehr war dagegen interruptiv eingeschritten.

Tausende Stuttgarter mit ihrer lustigen, ja nachgerade kecken Nummernfolge S-EX werden darüber fein lächeln, gemeinsam mit den stolzen Segebergern, die ähnlicherweise SE-X haben. Der Deutsche ist postverklemmt liberal: Hier zu Lande hat niemand etwas gegen solch auto-suggestive Botschaften. Manchmal wird einem jedoch Liberalität oktroyiert. Mit großer politischer Dreistigkeit, und das lässt uns den Groll der Betroffenen nachspüren.

Tatort Frankfurt am Main, Kfz-Zulassungsstelle: Guter Dinge tritt die junge Verlagskauffrau Elke E. dem Schilderwart entgegen. Ob sie einen Sonderwunsch habe, wird sie gefragt, Initialen vorne vielleicht, Geburtstag hinten, kein Problemfür die ortsübliche Gebühr von 90 Mark. Sie verzichtet; ist doch eh Wurscht, was man im Schilde führt. Ein großer Fehler, denn sie bekommt: F-DP 556. Und ist verständlicherweise empört. Reklame fahren für diesen Anpasserverein ausgerechnet in Hessen, diese Roland-Koch-Rettungsringe, dieses Macht-Pattex? Niemals! Weg mit der Zwangs-Liberalisierung!

Kein Problem, sagt der dreiste städtische F-DP–Verteiler kühl: gegen 90 Mark Verzichtsgebühr. Elke E. will sich ihre Empörung aber nicht selbst abkaufen und trollt sich. Mit F-DP unterwegs, sagt sie sich, ist besser als mit F-PÖ oder F-AP. Frankfurt ist ein politisch brisantes Verkehrsterritorium. Erst danach kommen Chemnitz mit C-DU und die sexy Stuttgarter mit S-PD oder die Nürnberger N-PD. Gera hat Glück: G-RÜNE ist zu lang.

Vielleicht wären die 90 Mark als Gefahrenabwehrgebühr gut angelegt. Denn wer im Mainlande für die F-DP werbend umherkutschiert, hat, sagt Elke E., „wahrscheinlich ein deutlich höheres Beschädigungspotenzial“. Hoffentlich kommt die Kaskoversicherung nicht drauf. Bis jetzt ist alles gut gegangen. BERND MÜLLENDER