Papst: Mea minima culpa

Johannes Paul II. bekennt Schuld der Christen an Fehlern der Vergangenheit, nennt die katholische Kirche aber nicht beim Namen. Bitte um Verzeihung bei Juden, aber kein Wort über den Holocaust

BERLIN/ROM afp/taz ■ Papst Johannes Paul II. hat gestern zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche ein umfassendes Schuldbekenntnis abgelegt und Gott um Vergebung gebeten. Als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche bat er für die Sünden und Fehler der Vergangenheit um Entschuldigung. Allerdings vermied es Johannes Paul II. peinlichst, der Kirche als Institution eine Schuld zuzuweisen. Vielmehr nannte er als Verantwortliche „die Christen“, die „Kinder Gottes“ oder beließ es bei einen „wir“.

Bei dem eigens für die historische Erklärung geänderten Gottesdienst im überfüllten Petersdom in Rom bat der Papst „demütig um Vergebung“ für die vergangenen Fehler der Christen und ebenso „für die Verantwortung der Christen für das Schlechte heutzutage“. Sechs Themen kamen zur Sprache, bei denen die katholische Kirche Schuld auf sich geladen habe. Dabei ging es zentral um die Intoleranz der Christen gegenüber Andersgläubigen. Ein eigenes Schuldbekenntnis war den Juden gewidmet: „Tief betrübt“ zeigte sich Johannes Paul II. „über das Verhalten all derer, die im Lauf der Geschichte deine Söhne und Töchter leiden ließen“. Allerdings erwähnte der Papst mit keinem Wort den Holocaust und die Verantwortung der Kirche. Als „historisches Ereignis“ bezeichnete der Zentralrat der Juden in Deutschland die päpstlichen Worte – „was wir vermissen, ist allerdings ein klares Bekenntnis der Kirche zu ihrem Verhalten während des Holocaust“, sagte Zentralratspräsident Paul Spiegel. Als „Meilenstein“ bezeichnete das Jüdisch-Amerikanische Komitee die Erklärung von Johannes Paul II. Die Evangelische Kirche in Deutschland zollte dem Papst Respekt.

Überraschend sprach der Papst auch die Würde der Frau an – in einem Aufwasch mit rassistischen Diskriminierungen: „Auch die Christen haben sich schuldig gemacht, indem sie Menschen ausgrenzten und ihnen Zugänge verwehrten.“ Leer gingen dagegen die Homosexuellen aus, die den Papst zuvor um ein Schuldeingeständnis gebeten hatten. klh

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