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Grün-weiße Spaßgesellschaft

■ Werder fegt unterhaltungsorientierte Freiburger mit einer hübschen 5:2-Klatsche vom Platz und wartet jetzt auf das UEFA-Cup-Hinspiel gegen Arsenal London

Geht's eigentlich noch um was? Oder sind die Freiburger schon abgestiegen und Werder im Sternta-lerland der Champions League angekommen? Oder wie? Scheint fast so – wenn man dem SC-Übungsleiter Volker Finke glauben kann. Denn der fasste den Auftritt seiner Schützlinge durchaus publikumsorientiert folgendermaßen zusammen: „Wir haben für den Unterhaltungswert des Spiels einen kleinen Beitrag geleistet.“ Richtig nett. Wie nach einem Freundschaftstreffen mit anschließendem Grillvergnügen. Er hatte mit seiner Kurzzusammenfassung des Sonntagsspiels durchaus recht. Die Freiburger Gäste haben sich alle Mühe gegeben, die mutmaßlich müden Bremer Europacup-Helden bei deren körperlicher Rekonvaleszenz nicht allzu sehr zu fordern – und trotzdem eine 5:2-Packung zugelassen.

Der SC war der rechte Gegner zur rechten Zeit. Mehr Spielplatz hatten die Bremer in dieser Saison kaum. Munter durften die Herren Herzog, Ailton und Pizarro kombinieren, ohne dass ihnen das auswärtige Personal allzu eng auf den Schuhen stand. Woraufhin sich die Bremer artig bedankten und ihrerseits den Fremdstürmern so manchen Vorstoß gestatteten. Besonders denen auf den Außenpositionen. Pokalheld Wiedener und Nachwuchsdribbler Tjikuzu standen häufiger als gewohnt eher neben sich als richtig zum Gegner. Ganz zu schweigen von Abwehrchef Baumann, der sich Mal um Mal an den Kopf fasste, weil er wieder einen Pass zum Gegner oder sonstwohin gebracht hatte – nur nicht an den eigenen Mann. Und hätte Adel Sellimi kurz nach der Halbzeit eine der Flanken nicht unbegreiflicherweise neben das halbleere Tor geköpfelt – es hätte 2:2 gestanden. Und wer weiß.

Stattdessen kann sich die Werder-Mannschaft bei Rasenpfleger Horst Fahrenholz bedanken. Denn als quasi im Gegenzug zur Sellimi-Chance besagter Baumann irgendwo aus dem Nirgendwo den Ball in Richtung Freiburger Tor schoss, da hopselte das Spielgerät derart lustig übers ackerige Geläuf, dass der SC-Keeper Golz doch ärgste Probleme mit der Koordination seiner Extremitäten bekam und oben wie unten genug Zwischenraum zum Balldurchrutschen ließ. Woran die Zuschauer viel Freude hatten, was wiederum Golzens Mannschaftskollegen derart nachhaltig scho-ckiert haben muss, dass die keine zwei Minuten später Ailton nahezu unbedrängt flanken und Bode noch freier kopfstossen ließen. 4:1 statt 2:2 – in fünf Minuten sei das Spiel entschieden worden, meinte Coach Finke. Die beiden Elfmeter zum 4:2 und 5:2 waren eher der Beitrag des Unparteiischen zum Unterhaltungswert.

Der wird mittlerweile bei Werder ziemlich groß geschrieben. Nach der eher langweiligen „kontrollierten Offensive“ Otto Rehhagels über das „unkontrollierte Irgendwas“ seiner Nachfolger bis hin zur „konditionsorientierten Ignoranz“ von Felix Magath hat Bremen noch nie derart Vergnügen am grün-weißen Herzensteam gehabt. Und jetzt wissen wir auch warum. Selbst – oder gerade – im beinharten Monat März, in dem Spiel auf Spiel folgt und die Mannschaft sich gedanklich zwischen dem SSV Ulm und Arsenal London bewegen muss, bleibt Schaaf bei seiner Linie. „Was soll uns der Trainer schon sagen?“, meinte Torsten Frings am Sonntagabend im Fernsehen. „Er sagt, geht raus und habt Spaß am Fußballspielen. Und wenn ihr mal –nen Fehler macht – scheißegal!“ Und wenn andere Mannschaften dabei mittun, umso besser. Gegen Freiburg saß ein Spion von Arsenal London auf der Tribüne. Vielleicht hat er ja was von Freiburg gelernt. Schon wegen des Unterhaltungswerts. Jochen Grabler

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