Koch-Buch im Untersuchungsausschuss

Wurde die Werbung für ein Buch des hessischen Ministerpräsidenten Koch aus schwarzen CDU-Kassen bezahlt?Die CDU dementiert und weiß von nichts. Doch die Ex-Verlagsleiterin spricht von Abstimmung mit dem „Büro Koch“

WIESBADEN taz ■ Die dubiose Finanzierung des Buches „Vision 21“ von Roland Koch beschäftigt den hessischen Untersuchungsausschuss zur Finanzaffäre. Der Ausschuss will prüfen, ob das Buch aus den schwarzen Kassen der CDU bezahlt worden ist.

Das Buch mit Reden des hessischen Ministerpräsidenten war im November 1998 mitten im Landtagswahlkampf erschienen. Die „Vision 21“ erregte vor allem Aufsehen, weil sie mit über 70 Schaltungen im privaten Radiosender FFH beworben wurde. Weitere Schaltungen, auch im Hessischen Rundfunk, wurden später als unerlaubte Parteienwerbung verboten.

Die Werbekosten für das Buch mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren waren ungewöhnlich hoch. Moritz Hunzinger, Chef des Hunzinger-Konzerns, zu dem der Verlag des Koch-Buches gehört, sagte zunächst, sein Unternehmen habe die Kosten in Höhe von rund 180.000 Mark selbst getragen. Nur mit den Radiospots habe sein Verlag nichts zu tun: „Die hat die CDU bezahlt“, sagte er der taz. Die Kosten für die Spots lagen bei 143.000 Mark. Wenige Tage später nahm Hunzinger diese Aussage zurück. Er habe alle Werbemaßnahmen allein bezahlt.

Die hessische CDU stützt diese Version. „Produktion und Werbung einschließlich der Radiospots wurden vom Verlag Blazek und Bergmann bezahlt.“ Doch dies kann nach Angaben des Geschäftsführers der Werbeagentur Zoffel-Hoff-Partner, Reiner Zoffel, nicht stimmen. Die Agentur hat den Radiospot für das Buch „Vision 21“ produziert. Rund 9.000 Mark habe dies gekostet. Die Rechnung sei von der CDU Hessen bezahlt worden, versicherte Zoffel gegenüber der taz.

Der Untersuchungsausschuss will nun alle Zeugen, die mit der Produktion zu tun hatten, befragen. Denn „es liegt der Verdacht nahe, dass die Werbung aus den schwarzen Kassen der CDU bezahlt worden ist“, sagt der grüne Obmann im Untersuchungsausschuss, Rupert von Plottnitz. SPD-Obmann Jürgen Walter will wissen: „Was wusste Koch von der Finanzierung seines Buches?“ Die CDU selbst wiegelt ab. Es habe sich um ein rein kommerzielles Produkt gehandelt. Koch habe von Finanzierungsfragen nichts gewusst.

Diese Angaben könnten durch die Aussage der damaligen Geschäftsführerin des Verlages Blazek und Bergmann, Astrid Brandenburger, hinfällig werden. Sie soll als Zeugin vor dem Untersuchungsausschuss aussagen. Gegenüber der taz sagte sie: „Alle Finanzierungsfragen wurden direkt von Konzernchef Hunzinger mit dem Büro Koch abgestimmt.“ Sie als Geschäftsführerin habe damit „nichts zu tun gehabt.“ DAVID SCHRAVEN