Müdes DFB-Gekicke

Dass die TV-Rechte für die Bundesliga wieder an Kirchs Sender gehen, gilt als sicher. Dass es für die Fans teurer wird, auch. Die Frage ist bloß, wann

BERLIN taz ■ Heute sollte das Geheimnis gelüftet werden, welche Sender in den kommenden Jahren mit Bundesligafußball Quote und Geld machen können. Doch der Deutsche Fußballbund (DFB), der für alle Verein kollektive die Übertragungsrechte vermarktet, ist noch nicht so weit.

Offiziell buhlen vier Bewerber um den Zuschlag zu Deutschlands teuerster TV-Sportart (Kosten pro Saison derzeit 350 Millionen Mark), intern gilt die Sache aber längst als entschieden:

Die vom Filmverleiher zur Medien-AG durchgestartete Kinowelt verfügt derzeit über gar keinen Sender, der die Bundesliga zeigen könnte. Sie will die TV-Rechte ihrerseits weiterverkaufen und sich die Internet-Vermarktung stürzen. Dem DFB dürfte dies viel zu unsicher sein.

Der Champions-League- und Familiensender tm 3 hat ebenfalls keine guten Karten: Der Quotenerfolg blieb aus, und die Querelen zwischen tm 3-Gründer Herbert Kloiber und seinem Partner Rupert Murdoch, der die Champions League lieber an RTL und Kirchs Premiere World weiterverkaufen will, schrecken ab. Zur Sicherheit hat Kloiber auch noch ein zweites Gebot im Namen seiner Filmhandelsfirma TeleMünchen abgegeben, seinPartner hierbei heißt EM.TV. Doch diese Firma, die zum weltgrößten Unterhaltungskonzern werden will und die globalen TV-Rechte von „Wicky“ bis zur „Muppet Show“ hält, gilt als äußerst Kirch-nah.

Was also liegt für den DFB näher, als die Rechte dort zu lassen, wo sie seit 1992 sind: Bei der Kirch-eigenen Sportrechteagentiur ISPR, die sie an Sat.1 und Premiere weiterreicht. ARD und ZDF bieten wie immer nur um Zweitrechte für knappe Zusammenfassungen nach 20 Uhr.

Und noch etwas gilt als sicher: Live-Übertragungen wird es künftig ausschließlich im Pay-TV geben, Spitzenspiele sogar nur per Einzelabrechnung als Pay-per-View. Die Preisgestaltung, das hat der DFB im Vorfeld angemahnt, müsse angemessen sein. Was das heißt, konnte man in Großbritannien erleben, als Rupert Murdoch die britische Premier League seiner Pay-Sender BSkyB einverleibte: Die Preise stiegen um rund 15 Prozent pro Saison, wer den optimalen TV-Fußball erleben möchte, zahlt aktuell über 100 Mark – pro Monat.

In Deutschland stehen jetzt ähnlich tiefgreifende Entscheidungen an. Der DFB hatte bisher immer gegen einen Ausverkauf der Fans getrommelt – und nebenbei kräftig die Hand aufgehalten. Beides geht in Zukunft nicht mehr, und vermutlich deshalb brüten die Herren des Leders so lange über den Details. Ein neuer Termin, so ein DFB-Sprecher gestern, sei noch nicht in Sicht. STEFFEN GRIMBERG