Pech mit Glücks-Pillen

Tipp aus der Szene: Polizei stellt über 100.000 Ecstasy-Tabletten sicher  ■ Von Magda Schneider

Der Hamburger Drogenfahndung ist erneut ein Schlag gegen die Verbreitung der Synthetik-Droge „Ecstasy“ gelungen. Nach der Razzia in der Techno-Disco „Tunnel“ auf dem Hamburger Kiez am vergangenen Wochenende beschlagnahmten DrogenfahnderInnen am Montag bei zwei Dealern 101.500 Ecstasy-Tabletten der gefährlichen und beliebten Designerdroge. „Es ist die bislang größte jemals in Hamburger sichergestellte Menge synthetischer Drogen“, so Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Die Polizei schätzt den Straßenverkaufswert auf zwei Millionen Mark. Die beiden 44 und 49 Jahre alten Dealer wurden verhaftet.

Den Tipp, der sie auf die Spur der beiden Männer führte, hatten die Drogenfahnder offenkundig aus der Szene erhalten. Offensichtlich unmittelbar vor dem Weiterverkauf wurden die beiden Männer jeweils auf Parkplätzen an der Alster und auf der Peute von der Polizei festgenommen. Über die Herkunft der Ecstasy-Pillen machten die beiden bislang keine Angaben, die Polizei geht allerdings davon aus, dass die Drogen aus Holland stammen.

Ecstasy gilt in der Disco- und Techno-Szene neben Amphetaminen als Droge Nummer eins. Aufgrund der Schwemme sind die Pillen mittlerweile an allen Ecken schon für 30 Mark zu haben. Schätzungen des Drogenbeauftragten gehen davon aus, dass in Hamburg mehrere tausend Jugendliche mindestens einmal pro Woche die „Glücks-Pille“ konsumieren. Ihre stimulierende Wirkung ist beliebt, da Ecstasy nahezu jede Depression in einen Höhenflug verwandelt, die zwischenmenschliche Kontaktaufnahme fördert und das Wahrnehmungsbild verfeinert. Die Gefahr eines Horrortrips, berichten Experten, ist anders als beim LSD gleich null.

Nach Auffassung von Drogenfachleuten gehört das seit 1986 nach dem Betäubungsmittelgesetz verbotene Ecstasy zur Kategeorie der „weichen Drogen“ (Hasch, Marihuana), weil es körperlich nicht abhängig macht. Wenn Nebenwirkungen auftreten, hören die Konsumenten einfach auf, berichten Mediziner, das wäre bei Alkoholabhängigen nicht denkbar. Dennoch dürften die Gefahren von Ecstasy nicht bagatellisiert werden. Mediziner sehen die Hauptgefahr in „potentiellen psychiatrischen Kombinationen und Folgewirkungen“. Gerade die Ecstasy-Substanz MDMA kann bei Dauerkonsum irreperable Schäden im Gehirn hervorrufen, weil sie direkt in den Neurotransmitter-Stoffwechsel eingreift, wodurch Nervenzellen in bestimmten Gehirnregionen zerstört werden.

Die Einnahme von Ecstasy kann aber auch akut zu körperlichen Komplikationen führen. Da die Pillen in der Regel im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten eingenommen werden, tritt schnell eine Überhitzung des Körpers ein, was zu einem starken Flüssigkeitsverlust führt. Dieser kann Krampfanfälle auslösen. Die Folge: Kreislaufzusammenbrüche, Atem- und Herzstillstand.